Also man fragt sich schon: Ob das Publikum so viel Düsternis mit wenigen komischen Momenten derzeit wirklich braucht?
Hervorragend und in bereits vielen Vorstellungen bewährt im „Glöckner“-Musical (Musik: Alan Menken; Liedtexte: Stephen Schwartz; deutsch von Michael Kunze; Buch: Peter Parnell):
David Jakobs in der Titelrolle des missgestalteten Quasimodo, die er bereits in Deutschland als Zwitter aus Kind und Biest viele Male exzellent verkörpert hat.
Denn was VBW-Intendant Christian Struppeck jetzt auf der Seilerstätte zeigt, ist keine Eigenproduktion, sondern war genau so bereits ab 2017 in Berlin und München zu sehen: mit demselben Leading Team (Regie: Scott Schwartz) und demselben Titelhelden.
Intensiv spielt von den Neuen im gut ausgewählten Cast auch Andreas Lichtenberger die innere Zerrissen-heit des bigotten und heuchlerischen Erzdiakon Frollo, in Hochform beim Song „Das Feuer der Hölle“. – „Die Welt ist schlecht, die Welt ist grausam“ suggeriert der Abend akustisch und atmosphärisch und präsentiert als Lichtblick und gute Seele Esmeralda:
Abla Alaoui gibt sie als ebenso verführerische wie empathische Frauenfigur in der dramatisch-romantischen Geschichte um Liebe, Hass und Leidenschaft.
Dominik Hees überzeugt sowohl als aus dem Krieg heimgekehrter Hauptmann und Draufgänger wie als verwundeter Liebhaber etwa im Balladen-Duett „Einmal“.
Glanz verleiht der Show mit langen Rezitativen immer wieder der Chor. Denn sonst schwächelt Alan Menkens Musik, die die Strahlkraft von „Die Schöne und das Biest“ nicht erreicht.
Und was passiert, wenn der „Glöckner“ nicht funktioniert? Wenn die Busse aus der Mur-Mürz-Furche ausbleiben? Dann könnte man, Gerüchten zufolge, erneut „Phantom der Oper“ bringen.
Nur: Ein kreativer, mutiger Spielplan sähe anders aus. Werner Rosenberger
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