Der Bachmann-Preis dürfte heuer an eine Frau gehen

Eine lächelnde Frau mit blonden Haaren vor einem unscharfen Hintergrund.
Als Favoritinnen gelten Anna Baar, Teresa Präauer, Monique Schwitter, Nora Gomringer, Dana Grigorcea und Valerie Fritsch.

Am Sonntagvormittag wird in Klagenfurt der mit 25.000 Euro dotierte Ingeborg-Bachmann-Preis vergeben. Wahrscheinlich an eine Frau: Als Favoritinnen gelten Anna Baar, Teresa Präauer, Monique Schwitter, Nora Gomringer, Dana Grigorcea und Valerie Fritsch.

Klaus Kastberger gestikuliert während einer Präsentation.
Den Anfang des dritten Lesetags im ORF Theater in Klagenfurt machte der Schweizer Jürg Halter. Sein Text schildert ein "Erwachen im 21. Jahrhundert" und beschreibt die Handlungen und Gedanken eines Menschen zwischen 5 Uhr 20 und 7 Uhr 55. Damit konnte er nur den Schweizer Teil der Jury überzeugen. Meike Feßmann hingegen sah einen "vergleichsweise belanglosen Text", Klaus Kastberger ortete "Weltverbesserungsansatzideen" ("Mir ist vorgekommen, als hätte man Jean Ziegler vor einem Auftritt zwei Schlaftabletten gegeben.") und stellte Steiner die Frage: "Was ist bloß mit dem Schweizer Mann los?"

Anna Baar las einen Auszug ihres demnächst erscheinenden Romans "Die Farbe des Granatapfels". Juror Stefan Gmünder sah in dem "Text, der aufs Ganze geht" eine "ungeheure existenzielle Wucht". Meike Feßmann nannte ihn "sehr suggestiv und überzeugend". Der Jury-Vorsitzende Hubert Winkels fand den Text "eine Nuance zu schön, zu geschmackvoll in den Farben und Gerüchen".

Applaus für "Oh, Schimmi!"

Die in Wien lebende Linzerin Teresa Präauer empfahl sich mit ihrem Text "Oh, Schimmi!" für den Publikumspreis. Die fantastisch-fantasievoll geschilderten insistierenden Annäherungsversuche eines Mannes (Jimmy bzw. Schimmi) an eine Frau (Ninni), für die er sich buchstäblich zum Affen macht und in ein Affenkostüm schlüpft, ernteten jedenfalls viele Lacher bei Präauers schwungvollem Vortrag und anschließend viel Applaus.

Den Abschluss machte Dana Grigorcea, 1979 in Bukarest geboren und in Zürich lebend. Der von ihr gelesene Auszug aus ihrem zweiten Roman "Das primäre Gefühl der Schuldlosigkeit" führte in das Bukarest der Ceausescu-Zeit und fand große Zustimmung. Winkels: "Besser kann man es fast nicht erzählen".

Kommentare