„Den Chef bekommt man nie zu Gesicht“

„Den Chef bekommt man nie zu Gesicht“
Der Dirigent Marc Minkowski kritisiert die Intendanten-Bestellung für das Theater an der Wien.

Die Salzburger Festspiele Pfingsten präsentierten in Paris ihr Programm 2018 – Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler begrüßte die künstlerische Leiterin Cecilia Bartoli, die das Festival am 18. Mai mit ihrem Rollende büt als Isabella in Rossinis „L’italiana in Algeri“ eröffnen wird, sowie Marc Minkowski, der tags darauf eine halbszenische Aufführung von Offenbachs „La Périchole“ leiten wird.

„Ich habe schon zahlreiche Werke von Offenbach di rigiert, aber ,La Périchole’ noch nie“, sagt Minkowski, der hofft, auch die große Bartoli einmal zu einer Partie von Offenbach verführen zu können. Der ehemalige Leiter der Salzburger Mozartwoche und Gründer der Musiciens du Louvre ist seit 2016 Generalintendant der Opéra national de Bordeaux mit zwei Spielstätten. Dort präsentiert er pro Saison sechs Opern (davon zwei Eigenproduktionen), vier Ballette und 20 symphonische Konzerte.

Zuletzt wurde er auch als Kandidat für die Intendanz des Theaters an der Wien ge nannt, die Entscheidung fiel letztlich zugunsten von Stefan Herheim, der diesen Job allerdings erst im Herbst 2022 antreten kann. „Ja, es stimmt, wir waren in Diskussionen“, bestätigt Minkowski im KURIER-Gespräch. Er hätte auch gute, von einem externen Personalberater professionell begleitete Gespräche geführt, mit Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny und Generaldirektor Franz Patay. „Ich war dann aber sehr überrascht, dass die Entscheidung offenkundig von Leuten getroffen wurde, mit denen ich nie direkt gesprochen habe.“ Ihn hätte die Situation an die TV-Serie „Drei Engel für Charlie“ erinnert: „Dort kriegen die Engel auch nur Aufträge übers Telefon, was sie zu machen haben. Und den Chef bekommt man nie zu Gesicht.“

Minkowski war auch sehr überrascht, „dass die Bestellung fünf Jahre im Voraus erfolgte. So etwa habe ich noch nie gesehen, weder in der Kunst, noch im Management oder beim Sport.“ Das sei kein Statement gegen Herheim, den er schätze. Aber Erfahrung in einer Leitungsfunktion wäre bei so einem Job nicht schlecht, meint Minkowski.

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