Den Abschied vom ORF hat er nie bereut
Er ging, startete neu und siegte: Ex-"Universum"-Chef Walter Köhler verließ Ende 2010 den ORF und gründete – mithilfe von Red-Bull-Chef Mateschitz – seine eigene Produktionsfirma. Jetzt kommt sein erster Spielfilm ins Kino. Gerade erhielt Köhler wieder einen Preis: In Bristol beim Wildscreen Festival für seine Doku über Kolibris. Den, wie er stolz sagt, "wichtigsten Preis der Naturfilmbranche", den Goldenen Panda. Und am Freitag lief in den Kinos der erste von Terra Mater produzierte Spielfilm, der Verschwörungsthriller "Harodim", an.
KURIER: Herr Köhler, was empfinden Sie, wenn Sie jetzt die Feiern zum 25-Jahr-Jubiläum von " Universum" im ORF sehen?
Walter Köhler: Ich habe " Universum" gegründet, und es war eine großartige Aufbauarbeit. Nur, wenn’s dann halt nicht mehr geht, muss man was anderes machen.
Sie haben es nie bereut, weggegangen zu sein?
Aber nein, ganz im Gegenteil: Es geht uns sehr gut bei Terra Mater, wir arbeiten noch mehr als zuvor und haben um die 80 Stunden in Produktion. Unser erster Spielfilm ist fertig, und zwei weitere sind in Produktion. Ich muss aber dazusagen: Ich habe mich bei "Universum" auch schon immer als Produzent gefühlt. Ich habe dort auch zwei Drittel des Budgets fremdfinanziert aufgetrieben, um die Produktionen stemmen zu können. Insofern hat sich da nichts geändert. Nur bin ich halt jetzt privatwirtschaftlich organisiert und will, dass der Erfolg noch größer wird.
Inwieweit bringt sich eigentlich Herr Mateschitz in Ihre Projekte ein?
Wir haben von Zeit zu Zeit Kreativmeetings, wo wir Ideen besprechen.
Ihr erster Spielfilm, " Harodim" mit Peter Fonda (ein Begriff aus der Freimaurerei für die Elitesoldaten König Salomons, Anm.), ist ein komplexer Thriller über die Ereignisse rund um 9/11. Grundthese ist, dass viele Fragen rund um den Terroranschlag in New York bis heute ungeklärt sind. Wie sind Sie darauf gekommen?
Erstens war das Script von Paul Finelli eines der spannendsten, das ich je gelesen habe. Zweitens habe ich mich darüber geärgert, dass Hollywood jetzt einen Spielfilm mit offizieller Unterstützung des CIA macht, den neuen Kathryn-Bigelow-Film, der eine große amerikanische Heldengeschichte erzählt. Da hab’ ich gedacht: Weit ist es schon gekommen.
Sie hatten für " Harodim" keine Berater aus dem CIA?
Nein, im Gegenteil: Ich bin abgehört worden. Kaum war der Film fertig, ist mir nach meiner ersten Auslandsreise in Schwechat schon der Pass abgenommen worden. Ich wurde einem Special Screening unterzogen, was bedeutet, dass ich zu oft gewisse Schlüsselwörter am Telefon gesagt habe.
Sie glauben, Sie sind den Amerikanern in die Quere gekommen?
Naja, ich bin kein Verschwörungsfanatiker, ich komme ja von der Wissenschaftsseite. Aber ich frage mich halt, wenn man sieht, wie diese Twin Towers eingestürzt sind, ab wann Kerosin brennt beziehungsweise wann ein massiver Stahlbau einstürzt. Da muss ich ehrlich sagen, da habe ich halt meine Zweifel.
Da stimme ich Bauingenieuren zu, die sagen, mit den Naturgesetzen, die sie kennen, ist das alles ein bisschen schwierig zu erklären. "Harodim" ist für mich ein Actionthriller for the mind. Was wäre, wenn nicht nur Al Kaida hinter den Anschlägen steckte?
Was sagen Sie zu den im neuen "profil" erhobenen Antisemitismusvorwürfen gegen Ihren Film?
Die sind einfach unglaublich. Weil die Protagonisten Lazarus, Salomon und Jakob heißen, bedienen wir doch keine antisemitischen Klischees. Ja, wir spielen mit der Symbolik der Freimaurer, die sich aus dem Alten Testament und der ägyptischen Bilderwelt zusammensetzt. In jeder Freimaurerloge wird der Höchste Salomon genannt. Lazarus ist ebenfalls ein Rang in der Freimaurerei und Jakob ist ein alttestamentarischer Name. Ich verstehe diese Paranoia nicht, der Antisemitismusvorwurf ist einfach widerlich. Ich komme aus einer Widerstandsfamilie und habe über den Austrofaschismus und die NS-Zeit dissertiert. So etwas lasse ich mir nicht vorwerfen.
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