David Wnendt: "Ich würde nicht wollen, dass mein Sohn Filmemacher wird"

Was wäre, wenn Hitler im Deutschland von heute wieder auftauchen würde? Regisseur David Wnendt (38) hat die Handlung des Bestsellers "Er ist wieder da" verfilmt. Der Unterschied zum Buch: Er hat "echte Menschen" im Alltag mit seinem Film-Hitler konfrontiert.
KURIER: Herr
Wnendt, Sie haben Hitler-Darsteller
Oliver Masucci auf "echte Menschen" losgelassen. Hatten Sie keine Angst vor den Reaktionen?
David Wnendt: Das war ja der Grund, warum ich den Film machen wollte – um zu sehen, wie die Leute reagieren. Würden sie wieder auf Hitler reinfallen? Hätte er noch eine Chance? Der Stoff hat für mich dadurch noch mehr Relevanz bekommen. Wir leben in Zeiten, in denen rechtsextremes Gedankengut immer mehr in die Mitte der Gesellschaft vordringt. Deshalb muss etwas getan werden. Man muss sich äußern.
Von vielen wurde im Vorfeld
Christoph Maria Herbst als Hitler-Darsteller gehandelt. Warum spielt er im Film eine andere Rolle?
Herbst ist ein hervorragender Schauspieler, der gut improvisieren kann. Aber er hat Hitler schon einmal gespielt (Alfons Hatler in „Der Wixxer“, Anm. d. Red.) und außerdem einen sehr hohen Bekanntheitsgrad. Das hätte den Dreh viel schwieriger gemacht. Die Leute hätten ihn sofort als den Schauspieler Herbst erkannt. Er wollte dann auch selbst eine andere Rolle haben. Das war ein Prozess. Und Oliver Masucci hat schon im Casting alle Facetten, die für die Rolle wichtig waren, mitgebracht.
Welche Fähigkeiten waren das?
Er musste zum Beispiel einen historischen Monolog von Hitler vortragen. Man musste das Gefühl haben, Hitler für den Augenblick wirklich zu spüren. Um das Dokumentarische abzudecken, baten wir ihn, bei der Deutschen Oper anzurufen und Wagnerkarten zu bestellen. Bei einem Hundezüchter musste er sein Interesse für einen Schäferhund anmelden. Er sollte als Schauspieler, das Gefühl bekommen, wie das ist. Man muss sich vorstellen, dass man da wildfremde Leute anruft. Das kann ganz schnell peinlich werden.
Wobei Schamgefühl in diesem Fall das einzig Richtige ist.
Auf jeden Fall. Das hat man als Schauspieler ja auch. Aber da muss man einfach drüber hinweggehen.
Heute wird in
Wien gewählt. Haben Sie sich als Deutscher im Vorfeld dafür interessiert?
Ja, denn die Situation ist brisant. Jetzt zeigt sich, wie wichtig
Wahlen eigentlich sind. Wenn jemand, der eher rechtspopulistisch ist, kurz davor ist, als Bürgermeister an die Macht zu kommen, ist das schon ein starkes Stück. Es ist symptomatisch für die Lage in ganz Europa. Rechtspopulisten haben es gerade sehr leicht. Das zeigt die Verantwortung, die jeder einzelne Wähler hat.
„Er ist wieder da“ war als Roman ein Bestseller. Gute Voraussetzungen, dass auch der Film ein großer Erfolg wird. War das nicht auch ein Grund, warum Sie sich für den Stoff entschieden haben?
Ich überlege mir bei einem Film vorher nie, ob ich mit dem Stoff Erfolg haben könnte. Ich versuche einfach, Filme zu machen, die mich selbst als Zuschauer interessieren würden.
Ich frage deshalb, weil Sie mit „Feuchtgebiete“ schon einmal einen Roman-Bestseller verfilmt haben.
Bei einem Film weiß man nie,wie er ankommt. Es kann immer sein, dass es nicht gut läuft. Wer weiß, ob ich dann die Chance kriege, jemals wieder einen Film zu machen? Ich habe einen Sohn und würde ehrlich gesagt nicht wollen, dass er Filmemacher wird. Man kann sich in dem Beruf auch nirgendwo bewerben oder angestellt werden. Es ist unsicher.
Welche Filme sehen Sie sich im
Kino an?
Nachdem ich bis vor zwei Wochen an „Er ist wieder da“ gearbeitet habe, hatte ich wenig Zeit, ins Kino zu gehen. Ich habe aber eine Liste mit Filmen, die ich nachholen muss. Serien mag ich auch.
Verraten Sie uns welche?
Ich habe gerade „Californication“ abgeschlossen. „True Detective“ mag ich auch. Aber jetzt bin ich auf der Suche nach neuem Stoff.
Kommentare