Das Donaugold funkelt, die Zivilgesellschaft zerbricht

Sigfrid gemeuchelt, Brünhild trauert: Willy Mutzenpachner und Martin Walkner
Eine turbulente Hausbegehung der Staatsopern-Spiestätte NEST: Die „Götterdämmerung“ von Nesterval als bittere Dystopie

Richard Wagners „Der Ring des Nibelungen“, eine Tetralogie, dauert 15 Stunden. „Nestervals Götterdämmerung“ hingegen nur etwas mehr als zweieinhalb, wiewohl Martin Finnland, Kopf der queeren Theatergruppe, in den letzten Teil der überbordenden Germanensaga auch die Vorgeschichte – Wotan trinkt vom Quell der Weisheit, reißt einen Ast aus der Welt-Esche und schnitzt sich seinen Speer – hineingepackt hat.

Eine „Reader’s Digest“-Fassung darf man sich allerdings nicht im neuen Spielort der Wiener Staatsoper, NEST genannt, erwarten. Aber dafür, nahe an Wagners Intention, eine kritische Auseinandersetzung mit der Zivilgesellschaft. Martin Finnland erzählt retrospektiv über das Zerbrechen von Solidarität in der Gegenwart. Denn man schreibt das Jahr 2038: Der Klimawandel hat Österreich versteppen lassen – und Wien wurde zur Geisterstadt. Während Banden ihr Unwesen treiben, kämpfen zwei Clans um den Ring, der Verheißung verspricht.

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