Gelungener Erstlingsfilm "Nebenan" kommt jetzt in die Kinos.
15.07.21, 05:01
(Von Susanne Lintl)
Man trifft sich in der Eckkneipe. Im Gasthof Zur Brust, bei der Wirtin, die Daniel immer nur Marina nennt, obwohl sie ganz anders heißt. Daniel beziehungsweise Danny-Boy ist ein gefeierter Schauspieler, ein eitler Star, der seinen Status wie eine Trophäe vor sich her trägt: tolle Dachgeschoßwohnung, schöne Frau, süßes Kind, begehrt im Job.
Da sitzt Danny-Boy also kurz vor dem Abflug zu einem Casting in London in der Stammkneipe und wird plötzlich von einem Mann am Tresen angesprochen. Der dickliche, ältere Herr spart nicht mit Kritik an Daniels Schauspielkunst, sehr zum Missfallen des Adressaten.
Erst ist Daniel beleidigt, Kritik ist der Narziss nicht gewohnt. Doch dann, als sein Gesprächspartner sich als Nachbar vom Haus vis-à-vis zu erkennen gibt, dessen Vater einst in der schicken Dachgeschoßwohnung Daniels lebte, wird er hellhörig. Der Nachbar weiß verdammt viel über sein Leben – sogar mehr als er selbst.
Bruno erzählt dem verblüfften Daniel von gar nicht zufälligen Treffen seiner Ehefrau mit einem Schauspielkollegen und von Daniels Online-Sex-Chats mit einer gewissen Denise. Und davon, wie sein, Brunos, Vater, unter dem Rausschmiss aus der schönen Wohnung durch Immobilienspekulanten gelitten hat. So etwas will einer wie Daniel natürlich nicht hören - er reagiert aggressiv und voll Selbstmitleid. Einem Star wird die makellose Maske vom Gesicht gerissen.
Daniel Brühl schafft es mit seinem Regiedebüt, in den Bann zu ziehen. Dies liegt nicht nur an der grandiosen Schauspielleistung von Peter Kurth, der den Bruno wunderbar stoisch, aber punktgenau die wunden Punkte treffend gibt. Sondern auch am Drehbuch von Daniel Kehlmann, der – als Freund Daniel Brühls – dafür sorgt, dass die Spannung zwischen den beiden Männern keine Sekunde nachlässt. Ein Psychoduell mit Geist und Witz, sehenswert.
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