Daniel Barenboims großes Schubert-Finale

Barenboim kombinierte Schuberts "a-Moll-Sonate" (D 845) mit der finalen "B-Dur-Sonate" (D 960)

An manchen Tagen gibt die Musikstadt Wien besonders heftige Lebenszeichen von sich. Am vergangenen Dienstag etwa. Da brachte ein Konzert gleich drei internationale Dirigentenpersönlichkeiten zusammen.

Zubin Mehta, er leitet das Sommernachtskonzert Schönbrunn der Wiener Philharmoniker, und Sir Simon Rattle, er wird Wagners " Ring des Nibelungen" an der Staatsoper dirigieren, waren in den Musikverein gekommen, um Daniel Barenboims Schubert-Interpretation zu erleben. Ein hochkarätiges Konzert von vornherein.

Am vierten und letzten Abend seines Klavierzyklus’ mit allen vollendeten Sonaten des Wiener Meisters kombinierte Barenboim die "a-Moll-Sonate" (D 845) mit der finalen "B-Dur-Sonate" (D 960). Bei einem Gespräch mit Journalisten hatte der Dirigent und Pianist vergangene Woche treffend formuliert, dass Schubert der Meister der Andeutung und in der Folge jede Unterstreichung falsch sei. Die Gefahr, mit erhobenem Zeigefinger ans Werk zu gehen, sei bei Schubert größer als bei anderen Komponisten.

Diesen Aussagen folgend ließ Barenboim die vielen Übergänge und Modulationen organisch aus dem Gesamtgeschehen erwachsen, ohne die Oberstimme aus dem Blick zu verlieren. Im zweiten Satz der "a-Moll-Sonate" (D 845) gelang dies dem Pianisten besonders schön. In der "B-Dur-Sonate" konnte Barenboim ab dem Scherzo noch einmal eindrucksvoll seine pianistischen und gestalterischen Kräfte bündeln.

Und wenn mal eine Perle aus der Reihe tanzte, was soll’s? Dankbarer Applaus für einen Künstler, der für Schuberts wunderbare Musik einsteht.

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