Dan Brown: "Mein Herz muss pumpern"

Im Gespräch mit Dan Brown stellt er selbst die eigentlich schwierigen Fragen. "Wenn Sie die Hälfte der Menschen umbringen müssten, um die Menschheit zu retten, würden Sie es tun?", fragt er.
Schwer zu sagen.
"Ich weiß es auch nicht", sagt der Amerikaner schließlich. Man ist beruhigt.
KURIER: Sind die Veränderungen, die das Buch bei der Verfilmung durchmachen, eigentlich schwierig für den Autor?
Dan Brown:Ja, das ist immer hart. Ich habe 150.000 Wörter geschrieben, 90 Prozent von all dem wird jetzt weggestrichen. Aber ich arbeite mit einigen der besten Filmemachern der Welt, ich habe großes Vertrauen. Egal, was Ron Howard macht, im Endeffekt sage ich immer: Das ist gut so.
Manches geht ja auch im Buch schief: Bei einer Verfolgungsjagd lässt Langdon die Uffizi aus, die eigentlich am Weg liegen müssten.
Ja, im Entwurf war das noch drinnen. Aber dann nahm ich mir die künstlerische Freiheit, es wegzulassen. Es war zu viel, und es hat der Geschichte nicht weitergebracht.
Gibt es also auch mal zu viele Fakten für ein Buch?
Ja, das ist ein zweischneidiges Schwert. Man entdeckt so viel beim Schreiben, das die Handlung in andere Richtungen weiterführen würde. Aber es ist wie ein gewaltiges Puzzle: Man muss sich für die Stücke entscheiden, mit denen man arbeiten will. Für jede Seite, die Sie lesen, habe ich zehn geschrieben. Die können noch so gut oder unterhaltsam sein, wenn sie der Handlung nicht dienen, streiche ich sie. Ich arbeite ein wenig wie ein Verrückter, mit ganz vielen Zetteln.
Wo fängt man denn da am besten an zu schreiben?
Beim Bösewicht. Das ist der Charakter, den Sie zuerst brauchen. Seine – oder ihre – Ziele, die Langdon zwingen, zu handeln. Dann muss man sich entscheiden, wie Langdon dagegen vorgehen würde. Bei "Inferno" war es so: Weil ich schon so lange über Dante schreiben wollte, gab es die "alte Welt" bereits. Ich brauchte also etwas Modernes. Ich hatte mich schon lange mit Überbevölkerung beschäftigt. Da entschloss ich mich, einen Charakter zu erschaffen, der Dante nicht als Geschichte, sondern als Prophezeiung sieht. Das war der Katalysator der Geschichte.
Und das Schreiben selbst?
Ich habe eine Sanduhr. Die drehe ich um, dann schreibe ich 60 Minuten. Und dann mache ich ein paar Liegestütze. Ich finde es schwierig, aufregende Szenen zu schreiben, wenn mein Blutdruck ganz unten ist. Mein Herz muss pumpern.
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