Dagobert hat Vertrauen in das Leben wie die Raben auf dem Feld

Dagobert hat Vertrauen in das Leben wie die Raben auf dem Feld
Der kultige Schlagersänger erzählt, warum er Sehnsucht nach dem Tod hat und trotzdem ein Grundvertrauen in das Leben

„Die Raben auf dem Feld, sie säen und sie ernten nicht, sie haben weder Speicher noch Kammer, und Gott ernährt sie doch.“

Dieses Zitat von Jesus hat der Schweizer Sänger Dagobert, der seine Musik als „Schlager mit Anspruch“ sieht und damit zum Kult für Indie-Fans geworden ist, in seinen Song „Rabensinfonie“ eingebaut. „Ich habe die Bibel nicht gelesen, aber ich habe einen Bibelfilm gesehen, und da kam das vor“, erzählt er im KURIER-Interview. „Ich bin nicht religiös, aber ich fand das so schön. Denn es geht um dieses Vertrauen in das Leben, und das ist genau meine Philosophie: Ich vertraue, dass das Leben, egal was von außen kommt, trotzdem gut weitergeht.“

„Rabensinfonie“ ist das zentrale Stück von Dagoberts neuem Album „Schwarz“, bei dem sich der als Lukas Jäger geborene Musiker dem Thema Tod widmet und die Songs anders als auf bisherigen Alben ohne Beats und Computersounds in Arrangements aus akustischen Klängen kleidet.

„Ich habe in dieses Album meine ganze Familie einbezogen. Meine Schwester spielt Flöte und Geige, meine Nichte Harfe. Und mein Bruder ist Pfarrer. Über ihn konnten wir eine Kirchenorgel aufnehmen. Ich fand, so eine Instrumentierung ist für diese Themen passend.“

Ein Album über den Tod zu machen, war ursprünglich nicht Dagoberts Ziel. Es ergab sich, weil voriges Jahr sein bester Freund an Krebs starb. Aufgrund dieser Erfahrung hat er den erschütternden Song „Todessehnsucht“ geschrieben, der „Schwarz“ eröffnet.

Hatte er durch diesen Verlust wirklich Todessehnsucht? „Zum Glück habe ich solche Momente nicht mehr oft, aber es gibt sie. Man wünscht sich vielleicht nicht, zu sterben, aber, dass man nie geboren worden wäre, weil man das Leben nicht mehr erträgt.“

Der letzte Song auf dem Album, der Titelsong „Schwarz“, geht in eine ähnliche Richtung. Er beschreibt einen Traum, in dem sich Dagobert umgebracht hat.

„Als ich danach aufgewacht bin, war ich einige Tage wie benommen und habe mich wie tot gefühlt. Ich war irgendwie nicht da. Das kam dann schon wieder, aber der Traum, den ich vor 17 Jahren hatte, war so einschneidend, dass ich immer ein Lied darüber schreiben wollte. Das ist mir aber erst jetzt gelungen.“

Das und das Lesen aller  Werke  von Dostojewski, wo „böse und finster gestorben wird“, war  der Grund  für Dagobert, dieses Album aufzunehmen: „Auf einmal hatte ich viele Songs, die so gut zusammengepasst haben, dass es ein Statement ist.“
Manche dieser Songs sind älter, entstammen Tagen, in denen es Dagobert sehr schlecht ging.  Denn sein Leben war nicht einfach. Mit 19 hatte er sich  entschieden, nie zu arbeiten, was zu einer Nahtodeserfahrung führte. 

Davor lebte er sieben Jahre „alleine und asozial“ in einem Bergdorf. Danach wollte er nach Afrika gehen. Weil er dachte, dass er dort lange ohne Nahrung auskommen muss,  trainierter er  dafür damit, mehrmals eine Woche lang nichts zu essen und nichts zu trinken.  Beinahe wäre er daran gestorben, es trieb ihn in schwere Depressionen. Sein Bruder fand, dass es so  nicht weitergeht, und schickte  Dagoberts  nur für sich selbst aufgenommenen Liebeslieder einer Plattenfirma, startete  so dessen Musikkarriere.

Davon leben kann Dagobert nicht. „Ich habe noch nie  Miete bezahlt, weil ich das nicht kann. Ich wohne in den leeren Immobilien von Freunden und könnte jeden Tag   obdachlos werden. Aber es gibt immer  liebe Leute, die  mich unterstützen. Das Leben ist immer wieder sehr gut zu mir. Daher kommt mein Vertrauen.  Das ist  manchmal zwar durch  Ereignisse   erschüttert, auf die man nicht vorbereitet ist, aber es gelingt mir immer wieder, in eine positive Spur zurückzufinden.“

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