„Rabensinfonie“ ist das zentrale Stück von Dagoberts neuem Album „Schwarz“, bei dem sich der als Lukas Jäger geborene Musiker dem Thema Tod widmet und die Songs anders als auf bisherigen Alben ohne Beats und Computersounds in Arrangements aus akustischen Klängen kleidet.
„Ich habe in dieses Album meine ganze Familie einbezogen. Meine Schwester spielt Flöte und Geige, meine Nichte Harfe. Und mein Bruder ist Pfarrer. Über ihn konnten wir eine Kirchenorgel aufnehmen. Ich fand, so eine Instrumentierung ist für diese Themen passend.“
Ein Album über den Tod zu machen, war ursprünglich nicht Dagoberts Ziel. Es ergab sich, weil voriges Jahr sein bester Freund an Krebs starb. Aufgrund dieser Erfahrung hat er den erschütternden Song „Todessehnsucht“ geschrieben, der „Schwarz“ eröffnet.
Hatte er durch diesen Verlust wirklich Todessehnsucht? „Zum Glück habe ich solche Momente nicht mehr oft, aber es gibt sie. Man wünscht sich vielleicht nicht, zu sterben, aber, dass man nie geboren worden wäre, weil man das Leben nicht mehr erträgt.“
Der letzte Song auf dem Album, der Titelsong „Schwarz“, geht in eine ähnliche Richtung. Er beschreibt einen Traum, in dem sich Dagobert umgebracht hat.
„Als ich danach aufgewacht bin, war ich einige Tage wie benommen und habe mich wie tot gefühlt. Ich war irgendwie nicht da. Das kam dann schon wieder, aber der Traum, den ich vor 17 Jahren hatte, war so einschneidend, dass ich immer ein Lied darüber schreiben wollte. Das ist mir aber erst jetzt gelungen.“
Das und das Lesen aller Werke von Dostojewski, wo „böse und finster gestorben wird“, war der Grund für Dagobert, dieses Album aufzunehmen: „Auf einmal hatte ich viele Songs, die so gut zusammengepasst haben, dass es ein Statement ist.“
Manche dieser Songs sind älter, entstammen Tagen, in denen es Dagobert sehr schlecht ging. Denn sein Leben war nicht einfach. Mit 19 hatte er sich entschieden, nie zu arbeiten, was zu einer Nahtodeserfahrung führte.
Davor lebte er sieben Jahre „alleine und asozial“ in einem Bergdorf. Danach wollte er nach Afrika gehen. Weil er dachte, dass er dort lange ohne Nahrung auskommen muss, trainierter er dafür damit, mehrmals eine Woche lang nichts zu essen und nichts zu trinken. Beinahe wäre er daran gestorben, es trieb ihn in schwere Depressionen. Sein Bruder fand, dass es so nicht weitergeht, und schickte Dagoberts nur für sich selbst aufgenommenen Liebeslieder einer Plattenfirma, startete so dessen Musikkarriere.
Davon leben kann Dagobert nicht. „Ich habe noch nie Miete bezahlt, weil ich das nicht kann. Ich wohne in den leeren Immobilien von Freunden und könnte jeden Tag obdachlos werden. Aber es gibt immer liebe Leute, die mich unterstützen. Das Leben ist immer wieder sehr gut zu mir. Daher kommt mein Vertrauen. Das ist manchmal zwar durch Ereignisse erschüttert, auf die man nicht vorbereitet ist, aber es gelingt mir immer wieder, in eine positive Spur zurückzufinden.“
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