Es braucht also einen besonderen Dreh, um die Geschichte eines unter Weltschmerz leidenden Poeten zu erzählen. Sebastian Schimböck hat ihn gefunden: Er verlegt die Handlung in die 1980er-Jahre und macht aus Belriguardo, dem Lustschloss von Herzog Alfons, die Zentrale eines Berlusconi-artigen Medienkonzerns. Dort wird zwar keine Fête Blanche gefeiert, aber im White Cube von Ausstatterin Leonie Kohut, immer wieder in buntes Licht getaucht, tragen alle cool weiß. Und Sonnenbrille.
Sebastian Pass als Alfons ist ein kleiner Mafioso, der seine Stars einkocht. Mit seiner genussvollen Interpretation der Menükarte liefert er hinreißendes Kabarett. Da das Copyright der Songtexte bereits um einen Milliarden-Lire-Betrag verkauft wurde, darf Torquato Tasso, größter Texter seiner Zeit, nicht aussteigen. Mehr noch: Er soll mit Antonio Montecatino – Beau und Barde mit Burrata-Stimme (Thomas Höfner) – kooperieren. Das kann nicht gut gehen: Torquato reißt Antonio die Haare aus der stolz geschwellten Brust.
Extrem gut funktioniert die schmissige Inszenierung (inklusive Goethe-Versen) bis zur Pause. Skye MacDonald verkörpert mit Grandezza das Genie, Lisa Weidenmüller und Elena Schwarz sind heuchlerisch und schrill (wenngleich nicht ausdifferenziert in der Mimik). Und untermalt wird das Intrigen-Spiel samt Verwirrungen um Bruno Banani mit vielen Italo-Disco-Hits. Danach zieht es sich leider ein wenig.
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