Grusel-Großmeister Argento lehrt Linz das Fürchten

Ein Mann hält ein Messer an seinen Hals.
Beim Crossing-Europe-Festival ist Dario Argentos neuer Streich "Dracula 3D" zu sehen.

Grusel-Großmeister Dario Argento präsentierte am Montagabend beim Linz Crossing Europe-Festival seinen neuen Streich, eine trashige 3D-Version von "Dracula" (u.a. mit Thomas Kretschmann und Rutger Hauer). Am 1. Mai wird der Vertreter des italienischen Subgenres Giallo auch beim Wiener /slash einhalb-Filmfestival Rede und Antwort stehen. Die APA hat mit Argento über Horror-Klassiker, Ängste und Quentin Tarantino gesprochen.

Ein älterer Mann gestikuliert und spricht.
APA18105354-2 - 28042014 - LINZ - ÖSTERREICH: ZU APA 359 KI - Filmregisseur Dario Argento am Montag, 28. April 2014, während eines Interviews mit der Austria Presse Agentur (APA) in Linz. APA-FOTO: RUBRA
Der Italiener hat an der Story zu "Spiel mir das Lied vom Tod" mitgewirkt, ist seit mehr als 40 Jahren Regisseur, 1977 mit "Suspiria" weltberühmt geworden und hat 1998 mit dem "Phantom der Oper" bereits einen Klassiker verfilmt. Warum erst jetzt Dracula? "Mein Interesse galt schon immer Vampiren, über den Charakter habe ich mir sehr lange Gedanken gemacht. Die Zeit, den Film zu machen, ist aber erst jetzt gekommen. Ich habe Scorceses "Hugo Cabret" in 3D gesehen und gemerkt, welch ausgezeichnete Technologie das ist und wie sehr sie sich für die Idee eignet, die ich entwickelt habe", sagt Argento.

Dreidimensionaler Dracula

Ein Mann steht über einem leblosen Priester in einem Steingebäude.
In dreidimensionalen Bildern zu arbeiten, sei überhaupt nicht schwierig gewesen, seine Version des Blutsaugers habe erst dadurch ihre Vollkommenheit erlangt, erklärt er. "Dieser Film ist anders als viele, in denen Dracula ikonografisch dargestellt wird. Ich habe ihn zu einer Figur meiner Welt gemacht und etwas hinzugefügt." Als Fledermaus kennt man den Grafen nur allzu gut, hier wird er u.a. zur Kakerlake, zur gigantischen Gottesanbeterin und darf sich, so Argento, auch von seiner romantischen Seite zeigen.

Seit den 1960er Jahren lehrt der Regisseur auf der Leinwand das Fürchten, er selbst hat vor den gleichen Dingen Angst "wie andere Menschen auch, manchmal vor dem Leben oder davor, dass mich jemand angreifen könnte". Ob das Filmemachen eine Art Therapie für ihn ist? "Nein, das glaube ich nicht, das ist nicht der Grund für mein Schaffen. Meine Absicht ist es, Geschichten aus meinem tiefsten Inneren zu zeigen, nichts Alltägliches." Unter seinen vielen Werken einen Favoriten zu finden, damit tut sich Argento schwer: "Sie sind alle auf eine Art und Weise wichtig für mich. Ein Film wegen der Anerkennung, die er erfahren hat, ein anderer, weil meine Tochter Asia mitgespielt hat."

Eine junge Frau und ein älterer, verletzter Mann stehen im Wald.
Die Branche selbst habe sich verändert, sagt der 73-Jährige. "Die großen Stars gibt es nicht mehr, aber sehr viele interessante Autoren, die sich von mir inspirieren haben lassen und die auch mir gefallen." Der Remake-Wahn der vergangenen Jahre lässt Argento kalt, über das Zitieren seiner Arbeiten in anderen Filmen freut er sich: " Quentin Tarantino hat das oft gemacht. Neidisch macht mich das gar nicht, das mag ich."

(Das Gespräch führte Tobias Prietzel/ APA)

INFO: Crossing Europe Filmfestival Linz, bis 30. April 2014; www.crossingEurope.at

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