Commissario Brunetti kämpft gegen seine Vorurteile

Commissario Brunetti kämpft gegen seine Vorurteile
Der 28. Fall heißt "Ein Sohn ist uns gegeben". Donna Leon wird immer langsamer, aber das macht nichts.

Während Verlage einen Serienmörder nach dem anderen auf die Leser loslassen und herausgeschnittene Zungen das Mindeste sind, das die Autoren hinwerfen, reicht es bei Donna Leon (fast), wenn bei ihr „Vorsicht!“ gerufen wird, damit sich niemand den Kopf an einer Brücke in Venedig anhaut (Fall 23).
Auch ist es vorgekommen, dass sich zwei Männer über Knopflöcher unterhalten (Fall 27): „Ich bewundere sie.“ – „Die Knopflöcher?“ – „Ja.“ – „Sie kennen den Unterschied?“ – „Handarbeit solcher Qualität ist eine Augenweide ...“
Das geschah im Vorjahr.
Aber es geht noch langsamer, wie Commissario Brunettis achtundzwanzigster Fall „Ein Sohn ist uns gegeben“ beweist.
Kaum ist er erschienen, klettert der Kriminalroman wie gewohnt die Bestsellerlisten hinauf. Der Diogenes Verlag gibt zwar keine Verkaufszahlen bekannt. Aber mit 200.000 Exemplaren pro Donna Leon wird man nicht sehr falsch liegen. Auch bei Buch 28.
Ein Phänomen.

Narren gefressen

Brunettis Schwiegervater, der alte Graf, will seinem ebenso alten, ebenso reichen Jugendfreund helfen.
Der 85-Jährige will nämlich einen  40-jährigen Marchese adoptieren.
Zum einen, damit sein Bruder nichts erbt. Zum anderen hat er einen Narren am Jüngeren gefressen.
Brunetti zuckt zusammen. Er wird mit seinen Vorurteilen, die Liebe alter Männer und die Liebe schwuler Männer betreffend, zu kämpfen haben; und er wird recherchieren, ob hier ein Erbschleicher am Werk ist.
 Donna Leon - Bild oben -  ist eine eigene Kategorie. Es gab in den vielen Jahren Durchhänger, no na.  Mit 76 aber ist sie nahe dran, Brunetti nur noch  zu beschreiben, wenn er den Wellen zuschaut. Man wird es gut finden.
Im aktuellen Buch gibt es dann doch  Tote. Und Spargel und prosciutto mit Champagner gibt es auch.


Donna Leon: „Ein Sohn ist uns gegeben“

Übersetzt von Werner Schmitz. Diogenes Verlag. 304 Seiten. 24,70 Euro.

KURIER-Wertung: ****

 

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