CocoRosie & RSO: Gemeinsam ins Märchenland

Wenn FM4 zu einer Session ins ORF-Radiokulturhaus lädt, darf man sich immer wieder auf außergewöhnliche Abende freuen. Es kommt nicht jeden Tag vor, dass eine innovative Popband gemeinsame Sache mit einem klassischen Orchester macht. Wie bereits Chilly Gonzales und Calexico in den vergangenen Jahren, durften sich am Dienstag CocoRosie die Bühne mit dem Radio-Symphonieorchester (RSO) teilen - zumindest in der ersten Hälfte des Abends.
Mit "After the Afterlife", gleichzeitig der Opener ihres neuen Albums, eröffneten die Casady-Schwestern ihr Set, noch ohne Orchester, dafür mit Beatboxer, multi-instrumentalem Japaner im Kimono und Bassisten. Dann betraten die Damen und Herren des RSO die Bühne im Haus an der Argentinierstraße und hoben die eigenwilligen Songs der US-amerikanischen Indie-Band auf eine neue Ebene. Unter der Leitung von Gottfried Rabl hörte man das Orchester mal intensiv, mal zurückhaltend, mal extrem minimalistisch im Hintergrund. Perfekt arrangiert, führte der teils klassische, teils verstörende Gesang der Schwestern gepaart mit den Klängen des Orchesters in die traurig-schöne Märchenwelt von CocoRosie. Besonders druckvoll wirkte dies in Momenten, bei denen der Beatboxer mit seiner Stimme den tiefen Bass anschlug und das gesamte RSO mit einstimmte - Wagner lässt grüßen.
Impressionen der Session
Nach einer knapp halbstündigen Pause gehörte die Bühne dann ganz allein CocoRosie. Mit einer Videowall im Hintergrund, der Harfe im Vordergrund und unzähligen Effektgeräten an den Mikros vollendeten Bianca und Sierra ihr Set. Schade, dass Bianca Casady für zwei Songs von der Bühne verschwand, und nach lediglich einer Zugabe dem Rest der Band die Verbeugung überließ.
Dennoch war es ein Konzerterlebnis der ganz besonderen Art. Und wenn es eines Beweises bedürfe, dass der ORF gerade bei RSO und Radiokulturhaus nicht sparen sollte - dann wäre dieser Abend exemplarisch.
Allein, man hätte sich ein längeres Zusammenspiel der Band mit dem Wiener Orchester gewünscht. Das sahen nach dem Konzert auch viele Besucher so, die gerne das gesamte Set mit der Unterstützung durch das RSO gehört hätten.
KURIER-Wertung: **** von *****
Info: Wer beim Konzert im Radiokulturhaus nicht dabei sein konnte, kann es ab 27. Juni, 19 Uhr für sieben Tage im Videostream auf fm4.ORF.at nachschauen.
Kommentare