Claus Peymann sitzt in Köpenick und ist aus dem Häuschen

Claus Peymann hat sich eine Hose gekauft und geht mit Thomas Bernhard essen: Claus Peymann und Hermann Beil
Köpenick. Peymann, Burgtheaterdirektor in Rente, sitzt unter einer Linde im Garten seines Hauses. Neben ihm Dramaturg Beil. Sie essen Klopse.
Beil: Es gibt einen Beschwerdebrief zu unseren Bernhard-Dramoletten. Und Föttinger hat naturgemäß nicht einmal reagiert.
Peymann: Eitler Parvenü, dieser Föttinger. Was steht drin?

Hermann Beil und Claus Peymann auf der Sulzwiese, Wiener Schnitzel essend
Beil: „Das Stück CLAUS PEYMANN KAUFT SICH EINE HOSE UND GEHT MIT MIR ESSEN war für meine Bekannten und mich eine einzige Zumutung. Nicht nur, dass Herr Peymann gleich zu Beginn erklärte: ICH BIN HEUTE NICHT GUT DRAUF! Er hat mit seinem Partner Beil den gesamten Text runtergelesen! Ich meine, wenn Herr Peymann den Text nicht mehr auswendig beherrscht, dann muss er sich um einen anderen Job bemühen. Ich habe in meiner Jugend den Arthur Birling im Stück EIN INSPEKTOR KOMMT gespielt und die langen Dialoge auswendig vorgetragen. Wie gesagt, in meiner Jugend ...“
Peymann: Das ist das Verkommene an Österreich: Immer mit einer Bösartigkeit nachkarten.
Beil: „Des Weiteren war die Verunglimpfung, um nicht zu sagen VERARSCHUNG unseres Österreichs fernab jedes Geschmacks. Mag schon sein, dass dieser Deutsche und sein Freund zu Österreich keinen Bezug haben, aber dann soll man dies in einer Provinzbühne vortragen und nicht in einem renommierten Theater. Es steht den beiden nicht zu, vor Publikum über unser Land so herzuziehen! Und dass wir alle NAZI wären, dagegen verwehre ich mich auf das Entschiedenste. Es steht keinem ,Künstler‘ zu, pauschal uns alle zu verdächtigen!“
Peymann: Das ist ja großartig! Wann haben wir das zuletzt gehört? 1988 nach der Uraufführung von HELDENPLATZ? Haben jetzt Sie geantwortet, Beil?
Beil: Ja. „Endlich, seit 2006, auch ein negativer Brief zu unserer Aufführung von Thomas Bernhards Dramoletten! Soll ich Ihnen gratulieren, weil Sie der erste Beschwerdeführer sind?“
Peymann: Sehr gut, Beil!
Beil: „Sie verdammen uns nun und kritisieren das Theater in der Josefstadt – aber, mit Verlaub, Sie irren! Thomas Bernhards Stücke sind keine ,Verarschung Österreichs‘, im Gegenteil! Der Begriff WELTKOMÖDIE ÖSTERREICH ist eine Liebeserklärung an Österreich, jedenfalls empfinde ich es so als gebürtiger Wiener. Die Tiraden über die BURG, die Bernhard der Theaterfigur Peymann in den Mund legt, sind im Grunde ein Loblied auf das Burgtheater. Nur ein Theater, das wirklich bedeutsam ist, erzeugt und verdient solche Erregungen!“
Peymann: Weiter so, Beil!
Beil: „Und die Dramolette sind eine Liebeserklärung an das Theater selbst! Gerade in den Übertreibungen, die zudem auch hellsichtig sein können. Das 1986 geschriebene Dramolett CLAUS PEYMANN KAUFT SICH EINE HOSE UND GEHT MIT MIR ESSEN warnt ironisch-sarkastisch vor einer politischen Entwicklung, die nicht irreal ist. Leider.“
Peymann: „Die totale Volkskomödie ist Österreich, die totale Volkskomödie!“ Das kann ich sogar auswendig! Und schon bald mit einem Volkskanzler! Wann spielen wir wieder, Beil?
Beil: Am 15. Mai und 23. Juni.
Peymann (ruft ins Haus): Fräulein Lüttgemann, ich will den Trenkler sprechen. Dringend! Das muss in die Zeitung! Sofort! Ohne Kürzung! Und wenn der KURIER das nicht bringt, dann geb’ ich es dem "Standard". Oder der "Presse". Bald 86? Papperlapapp! Meine Güte, Beil, ich bin wieder voll in meinem Element!
(Zitate: Mailverkehr zwischen dem Beschwerdeführer und Hermann Beil, stark gekürzt)
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