"Chronist der Jugend": US-Fotograf Will McBride gestorben

Ein Mann steht vor einem Schwarzweißfoto einer Gruppe von Menschen auf einem Boot.
Starb im Alter von 84 Jahren in seiner Wahlheimat Berlin.

US-Fotograf Will McBride ist am Donnerstag 84-jährig in seiner Wahlheimat Berlin verstorben. "Ich war verliebt in diese Stadt", hieß kürzlich seine letzte Ausstellung in der Berliner C/O-Galerie, die mit den Schwarz-Weiß-Fotos ihren Neustart im Amerika Haus feierte. Für den Künstler schloss sich ein Kreis: Er war 1957 der erste Fotograf, der dort seine Werke ausstellte.

Ein älterer Mann mit Gehstock betrachtet Fotografien in einer Kunstgalerie.
epa04468524 US photographer Will McBride looks at his photographs among other pictures from the Magnum agency, of which he is a member, in the new location of the C/O Berlin gallery in Amerika Haus in Berlin, Germany, 29 October 2014. The internationally-known gallery is one of the most important locations for contemporary photography in Germany. EPA/TIM BRAKEMEIER
Seine Bilder aus den Nachkriegsjahren zeigten viel von der flirrenden Aufbruchstimmung, die es damals in der Tristesse auch gegeben haben muss. McBride, der als amerikanischer Soldat nach Deutschland kam, hielt das Berliner Lebensgefühl fest - zwischen Schuttbergen, Milchbars und Strandbad Wannsee. Einen "Chronisten der Jugend" nannte ihn die Ausstellung.

Fotografie-Karriere in der Armee

McBride stammte aus St. Louis im US-Staat Missouri. Er war Privatschüler des legendären US-Künstlers Norman Rockwell und studierte Malerei, Kunstgeschichte und Illustration in New York sowie Philologie in Berlin. Als junger Mann kam er zur Armee in Würzburg, wo seine Fotografie-Karriere begann. Diese hatte viele Stationen, darunter Arbeiten für "Life", "Look", " Paris Match", "Quick" und Bilder für "Twen", die Zeitschrift der 68er-Generation.

McBride wurde ein Reportagefotograf von Weltruf und hatte zahlreiche Ausstellungen. Auch Momente fürs Geschichtsbuch hielt er fest - etwa John F. Kennedy, Willy Brandt und Konrad Adenauer vor dem Brandenburger Tor. Aufsehen erregte 1960 das heute völlig normal wirkende Foto seiner schwangeren Frau Barbara im Profil. "Die Hose war nicht ganz zu!", erinnerte sich diese später im "Süddeutsche Zeitung"-Interview. "Es war richtig obszön, damals zumindest. Die Aufregung war riesig." Auch McBrides Aufklärungsbuch "Zeig mal!" von 1974 war umstritten.

In seiner späteren Karriere arbeitete McBride überwiegend als Maler und Bildhauer. 2004 erhielt er den renommierten Dr.-Erich-Salomon-Preis für sein Schaffen. Sein Credo: "Ein Fotograf sollte in seinen Bildern nur eine Sache ausdrücken: sein ganzes Selbst."

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