Aufsehen um Paparazzi-Ausstellung

Paris Hilton und eine weitere Frau mit blonden Haaren stehen zusammen.
Ihre Fotos sorgen für Skandal und Sensation. Nun widmet das Centre Pompidou in Metz den Schnappschüssen der Paparazzi erstmals eine Ausstellung. Es regt sich auch Kritik.

Ein Mann mit Helm, der sich morgens aus einer Tür schleicht und auf einen Motorroller schwingt. Fotos, die Anfang des Jahres Gerüchte um eine angebliche Affäre des französischen Präsidenten François Hollande mit der Schauspielerin Julie Gayet auslösten. Der Autor: Sébastien Valiela, einer der bekanntesten Paparazzi Frankreichs. Auch 1994 war er zur rechten Zeit am rechten Ort, als er Ex-Präsident François Mitterrand und seine uneheliche Tochter Mazarine Pingeot beim Verlassen eines Pariser Restaurants ablichtete. Dass seine Fotos einmal in einem Museum zu sehen sein würden, hätte er sich wohl nie träumen lassen.

Das Centre Pompidou-Metz hat es gewagt. Unter dem Titel „Paparazzi! Fotografen, Stars und Künstler“ zeigt das Museum 600 Arbeiten. Die Ausstellung sei eine Anerkennung und eine mutige Entscheidung, sagte Valiela während der Pressebesichtigung, zu der so viel Journalisten nach Metz anreisten wie selten. Denn die Werkschau hatte im Vorfeld angeregte Diskussionen ausgelöst. Was in Metz gezeigt werde, sei beunruhigend. Es komme zu einer Verkehrung der Werte, warnte Mazarine Pingeot in einem Interview mit dem Radiosender RTL. Paparazzi-Fotos seien keine Kunst.

Impressionen der Ausstellung

Elizabeth Taylor schaut aus dem Fenster eines Autos.

Mick Jagger wehrt mit der Hand ab, während Arnold Schwarzenegger lächelt.

Eine Gruppe Fotografen demonstriert mit Schildern für Brigitte Bardot.

Eine Menschenmenge von Fotografen drängt sich an einer Treppe mit ihren Kameras.

Paris Hilton fährt auf einer roten Aufsitzrasenmähermaschine eine Straße entlang.

Mehrere Regenschirme liegen auf dem Dach eines schwarzen Autos.

Ein Fotograf wird von einer Person in einem dunklen Mantel und Hut abgewehrt.

Kate Moss sitzt auf dem Rücksitz eines Autos und streckt die Zunge heraus.

Eine Gruppe von Menschen steht vor einem Gitter, einige mit einem Regenschirm.

Ein Mann mit lockigem Haar sitzt in einem Auto, das im Dunkeln geparkt ist.

Paparazzi fotografieren eine Gruppe von Personen in einem Auto.

Paris Hilton mit einer anderen Frau, beide blond, vor einer hellen Wand.

Eine Person hält eine Schallplatte mit dem Titel „Famous When Dead“ vor ihr Gesicht.

Eine Frau in einem schwarzen Kleid und Hut lehnt an einem gelben Taxi.

Eine Frau mit lockigem, blondem Haar und Sonnenbrille steht in einer Menschenmenge.

Zwei Männer mit Sonnenbrillen, einer telefoniert, der andere blickt in die Kamera.

Prinzessin Diana und eine Frau, die Marilyn Monroe ähnelt, mit Einkaufstüten und Regenschirm auf der Straße.

George W. Bush sitzt an seinem Schreibtisch und löst einen Zauberwürfel.

Eine Frau hält ihre Hand vor ihr Gesicht, während ein Mann links im Dunkeln steht.

Eine Frau in Mantel und Handtasche steht nachts auf der Straße.

Paris Hilton telefoniert vor einer defekten Toilettentür.

Eine Frau mit Augenklappe sitzt im Auto, neben ihr ein Halloween-Kürbis.

Diana, Prinzessin von Wales, mit einem Baby im Auto.

Ein Paar in Badekleidung steht auf Felsen am Meer.

Schwarzweißporträt von Diana, Prinzessin von Wales, die den Mittelfinger zeigt.

Was das Centre Pompidou zeigt, ist weder eine Rehabilitierung ihres Berufsstands, noch die Inthronisierung ihrer Schnappschüsse und Skandalbilder als Kunst. Die 600 Werke sollen ein gesellschaftliches Phänomen näher beleuchten. „Den Paparazzo gibt es nicht erst seit heute. Er hat eine lange Geschichte und eine eigene Ästhetik, die die Kunst beeinflusst hat“, erklärte der Kurator Clément Chéroux.

Eines der ältesten ausgestellten Paparazzi-Fotos zeigt Otto von Bismarck auf dem Totenbett im Jahr 1898. Zwei Hamburger Fotografen hatten sich widerrechtlich in das Sterbezimmer eingeschlichen, in dem der deutsche Reichskanzler mit einer um den Kopf gewickelten Mullbinde lag. Die Veröffentlichung der Fotos konnte durch das Einschalten der Justiz verhindert werden. Die Methoden haben sich seitdem nicht geändert. Nur den Namen gab es damals noch nicht.

„Das süße Leben“

Die Bezeichnung Paparazzo geht auf den Namen eines aufdringlichen Pressefotografen in dem Fellini-Film „Das süße Leben“ zurück. Ein riesiges Plakat der Ende 1959 gedrehten Gesellschaftsstudie hebt die Bedeutung des Films hervor, mit dem der Mythos des Paparazzo geboren sei, wie Chéraux weiter erklärte. „Das Bild eines Anti-Helden entstand, eines unsympathischen, skrupellosen Losers.“

Dann folgen Fotos von Mick Jagger, der den Stinkefinger in die Kamera hält, Kate Moss, die die Zunge rausstreckt, Britney Spears beim Aussteigen aus dem Auto ohne Slip, Lady Diana beim Schwimmen und Jackie Kennedy-Onassis nackt auf der Insel Skorpios.

Viele der Stars befanden sich beim Auslösen der Aufnahmen in einem Auto - die ideale Falle. Die Fensterscheiben reflektieren das Blitzlicht, die Gesichter wirken verschwommen und das Teleobjektiv verflacht die Perspektive - Merkmale, die Chéreaux als Paparazzi-Ästhetik bezeichnet.

Die schönsten Bilder

Für Warhol waren die Paparazzi-Fotos die schönsten Bilder schlechthin. Sie haben nicht nur den US-amerikanischen Pop Art-Künstler beeinflusst, der Hollywoodstars mit seinem Siebdruckverfahren verewigte. Auch Gerhard Richter und Cindy Sherman haben sich von ihnen inspirieren lassen.

Auf die Kritiken und das Unverständnis reagiert der Chefkurator gelassen. Ein Museum müsse sich zu Fragen und Phänomenen der Gesellschaft stellen und sie analysieren. „Es handelt sich um keine Verherrlichung der Paparazzi, genau so wenig wie es sich um eine Apologie des Krieges handelt, wenn wir Kunst aus den Jahren 1914-1917 zeigen.“ Die Ausstellung dauert bis zum 9. Juni und ist danach in Frankfurt in der Schirn Kunsthalle zu sehen.

Info: www.centrepompidou-metz.fr

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