Doch die vergangenen, pandemieüberschatteten Monate ließen sie Auftritte in einem neuen Licht betrachten. Die Freude, wieder Menschen im Saal zu sehen, überstrahlt nun das Lampenfieber. Nie werde sie den Moment vergessen, als sie mit 15 Jahren zum ersten Mal im großen Festspielhaus auftrat. Mit dem Mozarteumorchester spielte sie damals ein Cellokonzert von Dvorak. Das ist nun etwas mehr als zehn Jahre her.
"Klassik-Branche ist immer mehr auf Perfektion bedacht"
"Es gab schon stressige Situationen", kommentiert sie das Konzertleben. "Die Klassik-Branche ist immer mehr auf Perfektion bedacht. Es gibt immer mehr fantastische Musiker. Das Niveau an den Universitäten wird immer höher, da entscheidet man nach Kriterien, die man am leichtesten beurteilen kann, das sind Fehler", führt sie aus. Geht das nicht auf Kosten der Kunst? Die Antwort ist heute für diese Musikerin klar. "Du kannst Fehler machen, die Hauptsache ist, du berührst die Menschen." Heute, nach den Zeiten monatelangen Stillstands empfindet sie wirklich was dieser Satz bedeutet, den ihr der Dirigent Gábor Takács-Nagy einmal beim Verbier Festival sagte.
Mit fünf Jahren begann sie ihr Studium in Salzburg. Doch anders als man ihn herkömmlichen Biografien von Musikern liest, war der Alltag ihrer frühen Jahre nicht mit stundenlangem Üben verplant. "Ich hatte eine wunderschöne Kindheit. Mit meinen Geschwistern spielte ich oft Fußball. Es gab keinen Druck von meinem Elternhaus", blickt sie zurück.
Das mag verwundern, denn ihr Vater ist kein geringerer als der renommierte Cellist und Kammermusiker Clemens Hagen. Der aber half lediglich bei der Wahl ihrer Lehrer, sonst hielt er sich zurück. Während des Lockdowns aber war er ihr ein starkes Gegenüber. Sie kehrte ins Salzburger Elternhaus zurück und spielte mit dem Vater Cello-Duos. Sie studierte in Salzburg und in Wien, Gautier Capuçon wurde einer ihrer zentralen Lehrer. "Gautier hat mir immer Ratschläge gegeben, die zu meiner Spielart passen. Ich habe so viel als Mensch von ihm gelernt. Es ist erstaunlich, wie viel Zeit er sich genommen hat. Er war für uns Studenten immer da. Auch wenn ich jetzt noch etwas brauche", lobt sie ihren Lehrer. Mit ihm und anderen Kolleginnen und Kollegen führt sie am 10. August Bruckners 7. Symphonie in einer Fassung für Kammerorchester bei den Festspielen auf.
Ihr Kalender sei bis ins Jahr 2023 verplant, sagt sie, "seit der Pandemie aber schaut man gefühlt nur von Woche zu Woche, was die Zukunft bringt. Alles kann sich ständig ändern. Jetzt freue ich mich einmal auf die nächsten Dinge."
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