"Cat Person": Die Kurzgeschichte, die in Amerika einschlug

Kristen Roupenian wurde damit berühmt: Wie fühlen sich Frauen zwischen 20 und 30 heute?

Wahrscheinlich  war es das letzte Wort der  in der Zeitschrift The New Yorker erschienenen Kurzgeschichte: whore, Hure.
Das Wort war Tüpfchen auf dem i, um in den USA eine Diskussion auszulösen, die Kristen Roupenian - Foto oben - berühmt machte.
Eine Diskussion, wie sich heute Frauen zwischen 20 und 30 fühlen. Eine Diskussion über Sex und Macht mit 100 Facetten.
Und Männer beschwerten sich: Sie seien doch gar nicht „so“ ... und haben selbstverständlich keinen Bauch.

Hoch stöhnen

„Cat Person“, einfach und einfach gut geschrieben, erzählt bloß auf 25 Seiten aus der Sicht von Margot:
Wie das ist, wenn man jemanden fast nur über Social Media und SMS zu kennen glaubt.
Dann macht man sich aus spärlichen Informationen ein schönes Bild. Man weiß z.B., dass diese Person zwei Katzen hat. Süß.
Und dann trifft Margot den rund zehn Jahre älteren Robert, und als er ihr seine Zunge unangenehm tief in den Hals steckt, weiß sie: Robert war ein schwerer Fehler. Außerdem stöhnt er mit schrecklich hoher Stimme. Und sein Bauch ist ein großes  haariges Ding.
Macht man gleich an Ort und Stelle Schluss? Findet man richtige Worte? Der Aufwand wäre groß. Es ist einfacher, das bisschen Sex zu haben, heimlich lachend, und danach zu verschwinden.
„Cat Person“ ist  jetzt auch der Titel des Buchs mit zwölf unbequemen Kurzgeschichten. Man munkelt, ein US-Verlag habe Kristen Roupenian – sie promovierte an der Harvard University in englischer Sprache – mit einer Million Dollar dazu angestachelt.
 Im Zentrum der Sammlung bleiben Margot und Robert, das letzte Wort von ihm wurde freundlich mit „Schlampe“ übersetzt,
Danach kommt gleich – damit sich die aufgeregten Männer beruhigen? – Ted bzw. die Erzählung „Ein netter Typ“. Aber Ted spielt nur den Netten. Damit gibt er Frauen kurzfristig Sicherheit. Dass dieser kleine Mann nur Sex haben kann, wenn er sich vorstellt, sein Penis ist ein Messer,  muss er den  rasch wechselnden Partnerinnen  nicht verraten.
In einer Zeit in einem Land, in der viele Jüngere alles haben: Wieso scheitern sie schon an Kleinigkeiten?
Rouperians beste Geschichten holen  Innenleben aus den Tiefen ... fast will man sagen: an den Ohren zieht sie das Innere hervor, geht aber nicht... Lesend kann ordentlich Geld für Psychotherapie gespart werden; und dass Robert, das wusste Margot früh, gern rote Lakritzenzuckerln lutscht, hätte Warnung sein müssen.

 

Kristen
Roupenian:
„Cat Person“
Übersetzt von
Friederike Schilbach und Nella Beljan. Blumenbar Verlag.
288 Seiten.
20,60 Euro.

KURIER-Wertung: ****

Kommentare