Der, der aus dem "Hinterland" kam

Vor gut zwei Jahren stieg der deutsche Rapper Casper mit seinem Debütalbum „XOXO“ in die Königsklasse des deutschsprachigen HipHop auf. Die Spex bezeichnete ihn sogar als „Deutschlands bester Rapper". Und das nicht mit HipHop, der bis dahin angesagt war. Im Gegensatz zu Kollegen wie Sido oder Bushido tauschte er Baggypants gegen Röhrenjeans, harte Gangsterbeats gegen Gitarrensound und Sexismus gegen Melancholie. Die Mischung kam an und Casper fand auch abseits des Genres unzählige Fans.
Nun erscheint mit „Hinterland“ das neue Album des „Vater des Hipster-Raps“, wie er sich selbst ironisch nennt. "Dies ist kein Abschied, denn ich war nie willkommen", lautet darauf die erste gesungene Zeile. Eine Anspielung auf die Diskussion um Casper selbst, die die HipHop-Szene beschäftigt: „Ist er jetzt ein Rapper oder eben nicht?“ Im selbst scheint diese Frage nicht zu beschäftigen. In der deutschen Zeit sagte er dazu, dass er "dieses Casper-Ding als Einladung an alle verstehe. An meiner Musik soll jeder teilhaben können, sie soll nicht limitiert sein, nicht nur für Metal-, Punk- oder Rap-Fans, nicht nur für Dicke oder Dünne, für Hübsche oder Hässliche.“
Springsteen trifft auf Rio Reiser
Das hört man auch auf „Hinterland“. Darauf finden sich Parallelen zu Bruce Springsteens "Badlands" genauso wie Reminiszenzen an Tom Waits. Auch den deutschen Musikeinfluss spürt man. So lässt Casper zu der gesampelten Musik von Iggy Pops „Passenger“ Rio Reiser und seine Ton Steine Scherben mit dem zum Klassiker avancierten Satz „Macht kaputt, was dich kaputt macht“ auferstehen, hat keine Berührungsangst mit indizierten Songs wie „Bullenschweine“ von Slime und auch Die Sterne fließen mit ein.
Im Titelsong beschreibt Casper das Aufwachsen als Jugendlicher im kleinen lippischen Dorf Bösingfeld knapp 50 Kilometer östlich von Bielefeld und in der Trailerparksiedlung in den Staaten, beschreibt die Enge in einem konservativen Nest: "Wo jeder Tag aus Warten besteht."
Mit gewohnt krächzender Stimme beweist er, dass er mittlerweile mehr als ein Rapper ist. Vielleicht ein Singer-Songwriter – wobei die gesanglichen Parts eher schlechter ausfallen. Diese sollte Casper besser seinen Gästen wie Tom Smith von den Editors überlassen.

Ansonsten ist „Hinterland“ ein sehr guter Nachfolger von „XOXO“, eine gelungene Mischung aus ernsten, melancholischen und ironisch, humorvollen Songs, die Casper mit fast 100 prozentiger Garantie wieder an die Spitze der Charts katapultieren wird.
KURIER-Wertung:
Casper live
2.11. 2013: Flex Wien 10.1. 2014: Postbahnhof Linz 8.3. 2014: Gasometer Wien 10.3. 2014 Posthof Linz

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