Carlas Odyssee: Man kann auch tanzen, wenn man traurig ist
Carla Ahad spielt in ihrem Debütalbum „Junges Ding“ gekonnt mit der deutschen Sprache.
Eine Odyssee ist – zumindest im eigentlichen Wortsinn – ja eine ziemlich unangenehme Irrfahrt, die mit nur einem einzigen Überlebenden endet. Man sollte sich also gut überlegen, ob man als Passagier an ihr teilnimmt. Im Fall von Carla Ahad ist man dennoch versucht, sein Glück zu wagen.
Breit bekannt ist die deutsche Indie-Pop-Sängerin hierzulande noch nicht. Spätestens seit ihrem Hit „Blauer Himmel Odyssee“, der mittlerweile mehr als 4 Millionen Streams auf Spotify zählt, hat sie es in der deutschen Szene aber über das zweifelhafte Prädikat „Geheimtipp“ hinaus geschafft.
Vor wenigen Wochen erst hat Ahad ihr Debütalbum „Junges Ding“ veröffentlicht. Jetzt tourt sie unter dem
Titel „Carlas Odyssee“ durch Deutschland, die Schweiz und Österreich. Am kommenden Sonntag, 7. Dezember, macht sie auf ihrer musikalischen Reise auch in Wien halt.
Von Liebe und Fernweh
Was es mit der besungenen Odyssee auf sich hat? „Das Leben ist von Unsicherheiten geprägt. Es läuft ja nicht immer alles ganz glatt“, sagt die Künstlerin, die der KURIER bei ihrem Tour-Stopp in Hamburg zum Interview getroffen hat. „Das versuche ich in meinen Liedern zu verarbeiten.“
Und tatsächlich ist ihr Album, auf dem sie ältere Lieder („die, die es sich verdient haben“) mit neuen Werken mischt, vor allem von Melancholie getragen – zumindest, wenn man ordentlich hinhört. Da geht es um unerwiderte Liebe (hörenswert: „Hausflur“), um verlorene Freundschaften (in „Der Mensch, der du warst“) und immer wieder ums Fernweh. In Ahads Liedern wird viel gereist – auf der Landkarte und (vor allem) emotional.
Ahad, die für ihre Musikkarriere (und ihr Studium) von ihrer Heimat Braunschweig („ein wenig klischeehaft“) nach Berlin gezogen ist, macht es sich dabei nicht leicht: Sie zeigt, was man aus der deutschen Sprache rausholen kann, wenn man nur will. Sie formuliert mit viel Sprachwitz, die Textzeilen sind geschliffen, platte Reime scheut sie.
Auf Deutsch zu publizieren, das sei eine „ganz bewusste Entscheidung“ gewesen: „Deutsch ist eine rhythmische Sprache, die viel mehr leisten kann als Englisch. Dort endet alles oft
in simplen Formulierungen. Aber ich liebe es, mit Wörtern und Wortschöpfungen zu spielen.“ Auch wenn es „mehr Mut und Überwindung koste“, in der eigenen Muttersprache zu singen. „Es ist viel direkter, ehrlicher.“
Jedes ihrer Lieder, das ist Ahad wichtig, erzähle auch immer eine echte Geschichte. Ihre eigene? „Nicht nur, aber natürlich steckt in jedem Lied immer etwas von mir. Man kann nur über das singen, was man erlebt hat“, sagt sie.
Keine Sorge, von Melancholie erschlagen wird man, wenn man sich auf die zwölf Songs auf „Junges Ding“ einlässt, dennoch nicht. Denn mit ihren Melodien schlägt die Künstlerin eine mitunter mutige Brücke: Sie beweist, dass man auch dann tanzen kann, wenn man traurig ist. Eine „unterbewusst bewusste Botschaft“, sagt sie: „Ich bin kein Mensch, der sich ins Negative fallen lässt. Man muss Dinge auch hinter sich lassen und sagen: Weiter geht’s!“
Für das Konzert im Club Transponder in Wien am
7. Dezember gibt es noch Restkarten.
Kommentare