Sein Duo-Partner Markus „Krooked“ Wagner ergänzt: „Drum and Bass ist außerdem ein Chamäleon, weil es immer wieder neue Einflüsse zulässt und die letzten Trends absorbiert. Weil sich dieses Genre nur durch die Schnelligkeit der Beats definiert, die bis zu 185 Schlägen pro Minute sein kann, gibt es da genauso Sounds, die an Lounge erinnern, wie Tracks, die nach Heavy Metal klingen. Das spricht viele unterschiedliche Leute an.“
All diese unterschiedlichen Leute werden sich am 25. Oktober in der Wiener Marx-Halle versammeln. Da steigt nämlich dort das Beatpatrol-Festival, das größte Event für Fans elektronischer Musik. Mit dabei sind heuer Timmy Trumpet, James Hype, Meduza, Chase & Status und eben das international gefeierte heimische Duo Camo & Krooked.
Dabei bringen Rietsch und Wagner jede Menge Songs mit, die sie in den letzten Monaten veröffentlicht haben. Zum Beispiel „No Way Out“ feat. Mira Lu Kovacs, der deutlich zeigt, dass sich die beiden längst ihre eigene Nische im Genre Drum & Bass gefunden haben und gerne neue Wege gehen.
„,No Way Out’ haben wir nur mit Klavier und Streicher komplett ohne Beats geschrieben“, erzählt Wagner. „Mit Mira wollten wir schon lange etwas machen, und das war der Song, der von der Stimmung und der Tonlage her perfekt für sie war. Sie hat dann den Gesang zu dem Demo aufgenommen. Die Beats haben wir erst später dazu gemacht.“
Ähnlich lief es bei „It’s Over“. „Reinhard und ich hören sehr viel Soul und Motown aus den späten 60er-Jahren“, sagt Wagner. „Für diesen Song haben wir einen Motown-Trackgeschrieben, nur mit Gitarren, Piano und Bläser, nur um daraus einen schockierenden Remix unserer eigenen Nummer zu machen. Denn das waren die Ursprünge von Drum and Bass: Am Anfang wurden lauter Soul- und Funk-Scheiben gesampelt, aufgeschnitten und neu zusammengesetzt. Dieser Ansatz ist heute verloren gegangen, alles ist stark elektronisch geworden. Wir wollten wieder daran erinnern.“
Natürlich haben Camo & Krooked auch Songs, die auf Elektronik basieren. Darüber, ob und wie all das auf einem Album zusammenpasst, müssen sich die beiden jetzt aber keine Gedanken mehr machen. Nach ihrem letzten Studio-Album „Mosaik“ und dem Livemitschnitt des „Red Bull Symphonic“-Konzertes sind sie darauf umgestiegen, nur mehr einzelne Songs zu veröffentlichen.
„Das Album ,Mosaik` zu produzieren, war eine extrem aufreibende Sache, die uns an den Rand des Burn-outs gebracht hat“, erklärt Rietsch. „Denn wenn du ein Album machst, musst du gleichzeitig dafür eine komplett neue Liveshow aus dem Boden stampfen und eine Tour planen. Und der Fokus ist heute ohnehin auf Streaming und einzelnen Songs. Da ist es für uns viel besser alle paar Monate einen neuen Track hochzuladen. Da hat man nicht den Stress, 17 auf einmal fertigmachen zu müssen, kann sich für jeden Zeit lassen, bis man damit zu 100 Prozent zufrieden ist. Und man kann sich weiterentwickeln und die Fans dabei sukzessive mitnehmen. Wenn aber drei Jahre zwischen Alben liegen, sind die Fans abrupt mit neuen Sounds konfrontiert, wo wir dann fast Angst haben, ob sie diese Entwicklung verstehen.“
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