Burgtheater: "Skandal", "Unsinn" und "Erstickungstod"

Das Burgtheater in Wien an einem trüben Tag.
Die Affäre um die entlassene Vizedirektorin zieht weite Kreise

Wie bedeutend das Burgtheater ist, zeigt sich gerade auch in Krisenzeiten: Die Finanzaffäre im Theater zieht weite Kreise, vom Universitätsring bis nach Zürich und Budapest. Und nun auch in den hinter der Staatsoper gelegenen Hanuschhof.

Dort besitzt die Bundestheaterholding, die Burgtheater, Staats- und Volksoper verwaltet, Immobilien. Deren Verkauf wird als ein Weg zur Linderung des Minus (8,3 Millionen Euro) gesehen, das das Burgtheater in der Saison 2012/’13 verzeichnet. Burgtheaterdirektor Matthias Hartmann präferiert diese Lösung („Lieber Immobilien verkaufen als Spielstätten schließen!“, sagte er zum Standard). Auch Kulturminister Josef Ostermayer hat darüber schon laut nachgedacht.

Doch innerhalb der Holding regt sich Widerstand: Ein Verkauf der Immobilien wäre „der größte Unsinn“, warnt „Art for Art“-Geschäftsführer Josef Kirchberger. „Art for Art“ betreut innerhalb der Holding die meisten Immobilien. Die Immobilien seien „die Cash-Cow“ der Holding, so Kirchberger zur APA. Allein die über externe Vermietungen lukrierten Mieteinnahmen betragen rund 1,5 Mio. Euro, die Gesamtmieterträge 3,5 Mio. Euro jährlich.

Warnung

Hartmann selbst warnt inzwischen vor drastischen Einschnitten, die dem Burgtheater wegen der klaffenden Finanzlücke drohen. „Das Kasino zu schließen wäre furchtbar“, sagte er, denn dort fände der „zeitgenössische Diskurs“ des Theaters statt. Auch das Einsparen von Premieren lehnt Hartmann ab: Wenn es „jedes Jahr zwei, drei Produktionen weniger geben“ müsse, dann habe er „in ein paar Jahren kein Repertoire mehr“.

In Bochum und Zürich seien Tariferhöhungen vom Subventionsgeber jeweils abgegolten worden, betont der Direktor. Aus der Schweiz wurde jedoch am Wochenende Kritik an Hartmanns Darstellung laut, dass er das Zürcher Schauspielhaus „saniert“ habe.

Das Ungarische Nationaltheater wiederum hat die Gelegenheit beim Schopf ergriffen, ein Gastspiel an der Burg abzusagen. Man wolle nicht „wegen Ereignissen mit Skandalgeruch zu irgendeinem Spielball werden“, sagte dessen Intendant, der es als „beleidigend“ empfunden hat, dass Hartmann im September eine Einladung zum einem Theater-Festival in Budapest abgelehnt hat. Das ficht Hartmann nicht an: Am heutigen Dienstag präsentiert er dennoch ein „Ungarn-Festival“ im Burgtheater.

Toter Geldgeber

Inzwischen wird der Zwischenbericht jener Prüfer immer mehr Medien zugänglich gemacht, die im Auftrag der Holding die Vorwürfe gegen die entlassene Ex-Direktorin Silvia Stantejsky durchleuchten sollen. Darin ist u. a. davon die Rede, dass Stantejsky – sie weist die Vorwürfe von sich – mit auffälligen Einzahlungen knapp vor Ende des Geschäftsjahres die Bilanz des Burgtheaters geschönt haben soll.

Skurril: Unter den Namen, die auf den Belegen dieser Einzahlungen stehen, war auch Theatermacher Christoph Schlingensief. Er soll im August 2012 Geld eingezahlt haben – das war aber zwei Jahre nach seinem Tod.

Nicht thematisiert wurde jedoch bisher, wie Derartiges (und auch die auffälligen Einzahlungen an sich) den zahlreichen Prüfinstitutionen nicht auffallen konnte.

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