Buchkritik: "Spätdienst" von Martin Walser

Buchkritik: "Spätdienst" von Martin Walser
Lyrisch herausgeputzte Gedanken des 91-Jährigen. Jede Menge Abschied plus Kritik an Journalisten, die ihn kritisierten.

„Jeder Gedanke tut wichtiger, als er ist.“ So stand es in Martin Walsers „Briefen an eine unbekannte Geliebte“ –  der Roman erschien  heuer im März; und schon gibt es sein nächstes Buch, es drängt ihn sehr. Es will Bekenntnis sein und Stimmungsbild. Es sind lyrisch herausgeputzte Gedanken, viele   halten sich streng an Walsers eingangs erwähntes Zitat.

Stenogramm

Spätdienst“ – ein toller Titel. Der 91-Jährige macht noch Dienst – für uns? Für ihn? Es ist nicht schwierig, sich  darüber lustig zu machen. Doch steckt so viel Emotion im Buch, dass es interessant wird. Vor allem, wenn er seine Kritiker vom "Spiegel" kritisiert. Es ist auch jede Menge Abschied enthalten:
„Ich bin ausgelaufen,
dann vertrocknet,
hat mich jemand
aufgewischt, war’s Gott.“
Sind es aufrichtige Lebensstenogramme? Das ist möglich. Ganz sicher sind es Konstruktionen, die der Poesie verpflichtet sind.

 

 

Martin Walser:Spätdienst
Mit Arabesken von Alissa
Walser.
Rowohlt Verlag.
208 Seiten.
20,60 Euro.

KURIER-Wertung: *** und ein halber Stern

Kommentare