Buchkritik: Lisa Halliday und "Asymmetrie"
Lisa Halliday (Foto oben) braucht keinen Philip Roth. Sie kann sogar über eine Klobrille, die immer wackelt, wenn man sich setzt, so schreiben, dass man mitwackelt.
Machtverteilung
Aber sie war Roths Geliebte. Sie Mitte 20, er über 70. Er hatte sich zu ihr auf eine Parkbank gesetzt: „Sind Sie dabei?“ Darum geht’s anfangs in „Asymmetrie“, wenn sie – schmunzelnd gehorchend – tut, was dem Meister gefällt. Nur ein Schlüssel(loch)roman ist das jedoch nicht.
Die asymmetrische, also ungleiche Machtverteilung ist das eigentliche Thema. Im Mittelteil schmeißt Halliday, man wundert sich, das starke Porträt eines Flüchtlings hin. Sie demonstriert, dass sie ja selbst eine gute Schriftstellerin ist. Aber eine ungelesene, übersehene, ohne Roth. Der kommt am Ende wieder vor, ganz auf sich und seine Libido konzentriert,und so wird dieser Roman auch zum Statement einer klugen Frau über den Kulturbetrieb.
Lisa Halliday:
„Asymmetrie“
Übersetzt von
Stefanie Jacobs.
Hanser Verlag.
320 Seiten.
23,70 Euro.
KURIER-Wertung: **** und ein halber Stern
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