Buchkritik: Gerhard Jägers Roman "All die Nacht über uns"

Buchkritik: Gerhard Jägers Roman "All die Nacht über uns"
Ein Soldat nachts auf einem Wachturm an der Grenze: Bei dem Vorarlberger Autor (Bild) ist es oft finster.

Die Dunkelheit gibt dir alle Möglichkeiten, sagt sich ein Soldat, der nachts auf einem Wachturm an der Grenze steht. Er soll das Land vor Flüchtlingen schützen. Über vieles hat er nachzudenken. „All die Nacht über uns“ ist ja auch eine Nacht in uns.

Atmosphärisch

Der Vorarlberger Gerhard Jäger ist seit dem Debütroman „Der Schnee, das Feuer, die Schuld und der Tod“ ein reif gewordener Erzähler – trotzdem möchte man ihm manchmal zurufen: Tu endlich weiter! Aber gut, sein Soldat raucht und denkt  an sein Familiendrama, das man langsam erfährt: Swimmingpool, kleiner Sohn ... Schreie eines Hirschs lenken ihn ab.
Er raucht und liest Notizen seiner Großmutter, die 1945 selbst hatte flüchten müssen. Was wird er tun, wenn jetzt Eltern und Kinder über den Maschendrahtzaun klettern?  Es blitzt und donnert. Eine atmosphärische (Lese-)Nacht ist das. Dass auf Seite 150 steht: „Die Nacht war dunkel“, das ist wohl ein Witz. Das haben wirklich alle begriffen.

Der Roman steht auf der ´Longlist zum österreichischen Buchpreis 2018.

 

Gerhard Jäger: „All die Nacht über uns“
Picus Verlag.
240 Seiten.
22 Euro.

KURIER-Wertung: *** und ein halber Stern

Kommentare