Buchkritik: Erich Hackl und "Im Leben mehr Glück"
Das ist doppelt unfassbar. Zum einen, weil in den Reden und kurzen Texten Erich Hackls, die gesammelt veröffentlicht werden, so viele ungeschriebene, aber schon geborene Romane stecken. Von Freunden, die nicht mehr sind und nicht vergessen werden dürfen. (Bzw. die man spät, aber doch kennenlernen soll.) Zuletzt hat er in „Am Seil“ Menschen im Krieg verewigt.
Nach Auschwitz
Zum anderen ist unfassbar, wie sich die Welt nicht unbedingt in die richtige Richtung dreht. Hackl – einer, der das Unrecht erforscht und schreibend Einspruch erhebt – gibt die Erzählung einer Frau weiter, die Auschwitz überlebt hat (Dagmar Ostermann). In Wien sucht sie ihre Mutter und wird von einer Passantin angeredet: „Was haben Sie da für eine Nummer auf dem Arm?“ – „Das ist die Nummer vom Konzentrationslager.“ – „Haben S’ vielleicht was zum Schreiben? Ich möcht mir nämlich die Nummer aufschreiben, weil wenn das Lotto wieder beginnt, will ich sie setzen.“
Erich Hackl:
„Im Leben
mehr Glück“
Diogenes Verlag.
432 Seiten.
25,70 Euro.
KURIER-Wertung: **** und ein halber Stern
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