Buchkritik: Chistian Schacherreiter und "Lügenvaters Kinder"

Buchkritik: Chistian Schacherreiter und "Lügenvaters Kinder"
Dem Täuschen und Tricksen wird im Roman mit sanfter Ironie begegnet: Schmerzhafter wäre besser gewesen.

Der Teufel ist der Vater der Lüge, ist die Lüge selbst (Johannes 8, 44), und damit ist klar, wer mit dem Buchtitel „Lügenvaters Kinder“ gemeint ist.
Wir sind’s.
Vielleicht nicht alle „wir“ – der oberösterreichische Schriftsteller und Kritiker Christian Schacherreiter - Foto oben -  hat ja nicht vor, seine Leser zu beleidigen. Leider. Dann wäre wenigstens der Teufel los.
Auch ist es leider  kein Roman geworden, der sich mit aktueller Politik und Versprechungen und falschen Informationen beschäftigt.
Es sind nur zwei „Kinder“ des Teufels, die sich durchs Leben lügen bzw. ihr Leben erlogen haben. Erstens ein Deutscher namens Bruno Wieland, der in Apulien auf der Terrasse liegt und von einer Laura träumt, während seine Frau Veronika erfolgreich Paradeiser züchtet und verkauft.

Einfach ehrlich

Zweitens Fritz Güllich, ein Österreicher, der schon in der Schulzeit den Eltern und Kollegen tolle G’schichterln „reingedrückt“ hat. Ein Meister der Täuschung.
Mit ihm  verbringt man viel Zeit.
Nach missglückter Schauspielerkarriere und geschwänztem Psychologiestudium wird er zum Keiler der Anlageberatungsfirma „Einfach ehrlich. Einfach Hanns“.
Wer  einem Unternehmen mit solch Namen sein ganzes Geld anvertraut, ist ... bestimmt ein netter Kerl.
Es wird ein Treffen mit dem Deutschen geben, und Gefängnis wird es auch geben, aber eine bessere Zusammenfassung von „Lügenvaters Kinder“ wird es hier nicht geben.
Sie würde nichts bringen, weil dieser Roman  von der Ironie lebt, von sanfter Ironie  – Christian Schacherreiter beherrscht sie, er hat Erfahrung mit kabarettistischen Texten: Gemeinsam mit dem Musiker Gerald Fratt bekam er 1982 den Kleinkunstpreis Salzburger Stier.
Für ein bissl Spott und Spaß ist das Thema allerdings mittlerweile zu heiß. Als Mittel gegen das Täuschen und Tricksen wäre ein böses, ein bohrendes, schneidendes, schmerzhaftes Buch wünschenswert gewesen.

 


Christian Schacherreiter:
„Lügenvaters Kinder“
Otto Müller
Verlag.
220 Seiten.
24 Euro.

KURIER-Wertung: *** und ein halber Stern

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