Wie man beim Lesen von J.K. Rowling die Muskeln trainiert

Wie man beim Lesen von J.K. Rowling die Muskeln trainiert
Ihr Kriminalroman "Böses Blut" aus der Serie mit dem Londoner Detektiv Cormoran Strike übersprang den 1000er

Goethes „Faust“ passt in ein dünnes Reclam-Heftchen – die „Harry Potter“-Autorin J.K. Rowling (Bild oben) braucht für den fünften Krimi ihrer Serie einen Buchziegel: Muskeln kriegt man beim Lesen im Bett, und wer einschläft, riskiert eine gebrochene Nase.

Zwischen „Strike war in den Pub gekommen, um Stress und Sorgen hinter sich zulassen“ und „Seine Mundwinkel zuckten“ liegen fast 1.200 Seiten.

Das ist eine Zumutung.

Daran ändert nichts, dass man den beinamputierten, riesenhaften, gar nicht feschen Londoner Detektiv Cormoran Strike und seine Kollegin Robin lieb gewonnen hat.

Es ist heimelig bei ihnen.

Aber wenn Rowling selbst bei einem unwichtigen Restaurant in Falmouth die Tapete beschreiben muss, hört sich der Spaß auf.

Frauenkleider

Die Serie, die sie unter dem Pseudonym Robert Galbraith schreibt, begann 2013 mit „Der Ruf des Kuckucks“ mit 600 Seiten. Schon beim vierten Krimi „Weißer Tod“ kam Rowling der 1.000er-Grenze gefährlich nahe.

Aber „Böses Blut“ erzeugt böses Blut. Nach 100 Seiten – da ist im „Faust“ Gretchen bereits erlöst worden, Vorhang – bekommen Strike und Robin einen neuen Fall:

Eine Frau bittet um Hilfe. Sie war ein Jahr alt, als ihre Mutter, eine Ärztin, spurlos verschwand. Möglich, dass sie Opfer eines Serienmörders wurde, der längst in Haft ist. Er trug bei seinen Verbrechen Frauenkleider.

Wegen dieses Stereotyps gab es in Großbritannien, als der Roman im Juni erschien, (erneut) Proteste gegen die 55-jährige Autorin: Sie fühle sich von Menschen bedroht, die in ihrer Geschlechtsidentität nicht eindeutig zuordenbar sind.

Stimmt. Das geht aus Interviews hervor, nicht aber aus dem aktuellen Krimi.

Keine Eile

Das Verschwinden der Ärztin liegt 40 Jahre zurück. Die Familie ließ sich viel Zeit für Nachforschungen. Da müssen sich auch die beiden Detektive nicht beeilen.

Seite 264: Strike hat Geburtstag. Seite 325: Tarotkarten kommen ins Spiel. Seite 466: Noch gibt es keine Spur. Seite 645: Strike und Robin streiten miteinander ...

 

Robert Galbraith:
„Böses Blut“
Übersetzt von Wulf Berner, Christoph Göhler, Kristof Kurz.
Blanvalet Verlag.
1200 Seiten.
26,80 Euro

KURIER-Wertung: *** und ein halber Stern

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