Quentin Tarantino: Sein erster (Film-)Roman

Quentin Tarantino: Sein erster (Film-)Roman
„Es war einmal in Hollywood“ Nicht einmal die Rotzfarbe darf man sich als Leser aussuchen

Quentin Tarantinos neunter Film „Once Upon a Time in Hollywood“ ist ein Abgesang auf das alte Hollywood, und oft ist er langweilig.

Aber er hat Brad Pitt zu bieten und Leonardo DiCaprio und Brad Pitts Hund und die Musik, und das alles macht’s besser.

Jetzt kommt Tarantinos erster Roman. Der amerikanische Regisseur sieht sich vor allem als Schreiber, wie er in einem KURIER-Interview 2019 gesagt hat.

Er hat den Roman zu seinem Film geschrieben, angereichert, aber ohne Pitt, ohne DiCaprio, ohne Hund ...

Haartolle out

„Es war einmal in Hollywood“ ist trotzdem nicht noch zähflüssiger. Das Buch hält sich meist ans Drehbuch. Es ist mehr Platz, um viele Namen fallen zu lassen.

Es gibt Quentin Tarantino (Foto oben) Gelegenheit, den tyrannischen Regisseur Otto Preminger und Stewart Granger (= Old Surehand) zu beschimpfen und die Trinker von Hollywood aufzulisten.

Kurz wird erzählt, was der Film verschwiegen hat – wie Cliffs Ehefrau umgekommen ist zum Beispiel. Der Schluss wurde umgestaltet.

Cliff Booth ist Stuntman. Er ist Stunt-Double, Chauffeur und Freund von Rick Dalton, der ein berühmter TV-Westernheld war.

Jetzt, 1969, ist Dalton ziemlich out. Er hat den Übergang von der Haartolle zum zotteligen Helden nicht geschafft bzw. vom Fernsehen zum Kinofilm.

Wie Ty Hardin, der 1958 bis 1962 „Bronco“ war und danach nichts mehr; außer acht Mal verheiratet.

. Rick Dalton hat immerhin eine Villa mit Pool gerettet. Und ein neuer Nachbar ist eingezogen: Roman Polanski, seit „Rosemary’s Baby“ der angesagteste Regisseur der Branche. Er und Sharon Tate feiern Partys. Steve McQueen schaut im Porsche vorbei.

Jetzt kommt Tarantinos Fantasie ins Spiel:

Sharon Tate wird nicht von der Manson-Family ermordet – die „Teufel“ dringen bei Dalton und Cliff ein. Der Stuntman ist noch gut in Form.

Ein Autor muss schon sehr von sich überzeugt sein, wenn er wenig unternimmt, um bei Laune zu halten.

Den Roman lässt er mit einem überlangen Dialog beginnen. Mit Leonardo DiCaprio dauert er Sekunden.

Dann kommt noch hinzu, dass man, falls jemand unbedingt will, auch auf im Internet auf Wikipedia erfahren kann, dass William Wyler überlegt hat, den Italiener Cesare Danova als „Ben Hur“ zu besetzen, nicht Charlton Heston.

Tarantino macht Film im Buch und lässt die Leser kaum etwas ausmalen. Sogar die Farbe eines Rotzklumpens gibt er vor.

Noch etwas Schönes: Im Film sagt Rick zu einem gut 70-jährigen Agenten, der ihm Filmrollen in Italien vermittelt, bei der ersten Begegnung: „Darauf können Sie Ihren Hintern verwetten ...“

Im Buch legt er noch eins drauf, da sagt er zu dem alten Mann: „Worauf Sie Ihren süßen Arsch verwetten können.“ – Muss man sich merken, für den Umgang mit Respektspersonen.

Quentin
Tarantino:

„Es war einmal in Hollywood“
Übersetzt von
Thomas Melle und Stephan Kleiner.
Kiepenheuer & Witsch.
416 Seiten.
25,95 Euro

KURIER-Wertung: *** und ein halber Stern

Kommentare