Die Historikerin Petra Sturm hat die bis dato kaum bekannte Personalie zufällig entdeckt, nahe der Bellaria: „Beim Durchblättern alter Radzeitungen im Lesesaal der Nationalbibliothek.“ Jetzt legt sie mit ihrer „Bicycle Novel“ (stimmig illustriert von Jorghi Poll) eine Hommage vor. Und rettet die erste Rennradlerin von Wien vor dem Vergessen.
Creszentia Flendrovsky wird am 14. April 1872 in Wien geboren, wenige Jahre nur, bevor sich in der Bicylce-Evolution das Nieder- gegen das Hochrad durchsetzt. Mit 25 nimmt sie zum ersten Mal an einem Radrennen teil, in der Rotunde im Prater. Mit 26 startet sie beim 1. Internationalen Damenrennen in Berlin. Mit 28, am 2. Dezember 1900, stirbt sie an den Folgen ihres Fahrradunfalls.
In Nachrufen wird Cenzi als Rennfahrerin gehuldigt, die „eine Renntechnik besaß, wie man sie bei keiner anderen findet“. Ein Trauerzug führt sodann von ihrem Wohnhaus quer durch den 10. Bezirk zu ihrer letzten Ruhestätte.
Radhistorikerin Sturm hat ihre langjährigen Recherchen gut in ihren Text eingewoben. Angeblich stimmte ihre junge Heldin nach ihrem Unfall der Abnahme des Arms nicht zu: „Es heißt, Cenzi zog es vor, lieber zu sterben, als sich verstümmeln zu lassen.“
Es gibt wenige Menschen in Wien, die besser über die konfliktreiche Geschichte des Fahrrads in Wien informiert sind als Petra Sturm. Es ist als ein Glück zu werten, dass die gebürtige Salzburgerin von ihrem schicken Puch-Rennrad abgestiegen ist, um für uns die Geschichte einer bisher wenig bekannten Wiener Vorreiterin der Emanzipation schön aufbereitet zu erzählen.
Weil Frauen damals noch mehr benachteiligt waren als heute, ist der letzte Satz der Novel auch ein Statement: Cenzi starb als Radfahrerin.