Neuer Thriller von Christian Mähr: Feldkirch ist Millionen Jahre zurück

Neuer Thriller von Christian Mähr: Feldkirch ist Millionen Jahre zurück
Fast wie Michael Crichton: Es wird durchgespielt,, was mittels Gentechnik ausgelöst werden kann.

Und plötzlich wachsen Farne und Schachtelhalme im Garten, die können 20 Meter hoch werden und sprengen die Waschbetonplatten (bevor sie die Straßen aufbrechen und die Stadt in einen Urwald verwandeln).

Und tropisch heiß wird es. Libellen auf Nahrungssuche kommen geflogen, 70 Zentimeter lang sind sie. Fehlen noch die ersten Reptilien, sechs Meter, dann sind wir ganz und gar 300 Millionen Jahre zurück.

Aber das alles passiert in Feldkirch. Der Vorarlberger Christian Mähr (Foto oben)  hat das Karbon-Zeitalter ins Jetzt geholt.

Er macht gewissermaßen auf Michael Crichton – der Thrillerspezialist („Jurassic Park“) hatte oft derartige Ideen. Im posthum erschienen Roman „Micro“ führte er vor, wie sich der Mensch in Ameisengröße fühlt.

Lockstoffe

Mähr geht weiter und diesmal etwas zu weit.

Ein Mann steht mit der Motorsäge in seinem Garten, er will die Riesenpflanze abschneiden. Die Säge läuft, aber der Mann spürt Widerwillen, der ihn daran hindert, sein Vorhaben auszuführen. Das sind Pheromone, verwirrende Lockstoffe, mit denen sich die Natur wehrt. Im Wiegel-Wogel schneidet er sich selbst den Hals ab.

Der Autor ist studierter Chemiker. Das merkt man, wenn im Roman 100 kg Natriumhydroxid mit 30 kg Wasser gekocht werden, 200 Grad müssen es sein.

Man darf nicht vergessen: Von Christian Mähr stammt „Alles Fleisch ist Gras“, verfilmt mit Wolfgang Böck und Tobias Moretti als sehr guter ORF-Landkrimi: In der Dornbirner Abwasserreinigungsanlage werden Menschen zu Dünger granuliert.

„Carbon“ ist speziell. Spätestens wenn sich in der Eisenbahn jemand als Wurzelsepp vorstellt, werden sich die Geister scheiden. Es tritt auch eine Zwergin auf, die groß ist. Anscheinend ist das so, abseits der Märchen.

Das Außergewöhnliche steht jedenfalls fest im Bodenständigen. Mährs neuer Horror geht auf Gentechnikzurück. Schnell wachsende Bäume werden erforscht – für mehr Holz.

Die Riesendinger riechen übrigens nach Zimt – nein, nach Fäkalien stinken sie. Jeder spricht auf die Duftstoffe anders an. Das ist wie mit derartiger Literatur.

 

Christian Mähr:
„Carbon“
Braumüller
Verlag.
304 Seiten.
24 Euro

KURIER-Wertung: *** und ein halber Stern

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