Neue Biografie des "Weltensammlers" Richard Francis Burton

Neue Biografie des "Weltensammlers" Richard Francis Burton
Autorin Mary S. Lovell kümmert sich auch um die Ehefrau des britischen Abenteuers, in dem so viel Leben steckte

Ein Verwandter der englischen Schriftstellerin verriet einem Freund:

„Sie schreibt ein Buch über Richard Burton. Aber nicht über den berühmten.“

Damit war der Schauspieler aus Wales gemeint, der Ehemann von Elizabeth Taylor (1925 geboren, 1984 gestorben). Verblasst die Erinnerung an ihn nicht erstaunlich schnell?

Es geht schneller als bei Richard Francis Burton aus dem 19. Jahrhundert (1821 – 1890) dem englischen Forscher, der 29 Sprachen konnte; der Offizier und Spion für England; der Abenteurer, der Autor, ein Multitalent. Ungefähr 20 dicke Biografien liegen vor.

Nicht zu vergessen Ilja Trojanows grandioser Roman „Der Weltensammler“ (2006, jetzt als Taschenbuch im Fischer Verlag). Warum wieder eine Biografie, fast 1000 Seiten, eineinhalb Kilo schwer?

Trojanow beschäftigte sich vor allem mit Burton in Indien, mit seiner Pilgerfahrt nach Mekka und der Suche nach dem Ursprung des Nil.

Glücklich

„Das abenteuerliche Leben“ heißt die aufwendig recherchierte Biografie der heute 79-jährigen britischen Schriftstellerin Mary S. Lovell. Sie hat neue Quellen erschlossen. Vor allem im Privaten änderte das einiges.

Im Untertitel steht Isabel Burton, die Ehefrau. Mary S. Lovell ärgert, dass bisher festgeschrieben steht: Es war eine unglückliche Ehe. Ohne Beweise wurde das behauptet. Aber Lovell weiß aus bislang unbekannten Briefen: Das Gegenteil war der Fall.

Brief Isabel Burtons an ihre Mutter: Ein wildes Leben wollte sie führen und wäre deshalb gern ein Mann gewesen, „doch da ich eine Frau bin, möchte ich Richards Frau sein.“

Da gehörte viel Warten dazu, oft am Krankenbett sitzen, aber auch auf einen Baumstamm im Wasser steigen, der sich dann als Hai entpuppte.

Übersetzt hat der Grazer Autor und Musiker Alfred Goubran. Er bezeichnete, und zwar in seinem Roman „Durch die Zeit in meinem Zimmer“ Menschen, die jung vergreisen, als „verrindet“. Sein sprachliches Können passt gut zu Lovell, bei der zwar Fakten, Fakten, Fakten zählen.

Aber es sind Geschichten mit Fakten, in denen manchmal ein afrikanischer Vogel zwitschert.

Bild oben: Ausschnitt aus dem Buchcover, das Richard Burton und seine Ehefrau Isabel zeigt. Die Fotografie stammt aus dem Archiv der Autorin Mary S. Lovell


Mary S. Lovell: „Das
abenteuerliche Leben“
Übersetzt von
Alfred Goubran.
Braumüller Verlag.
992 Seiten.
39 Euro

KURIER-Wertung:  ****

 

Kommentare