J.K. Rowling und die Chatprotokolle der Causa „Anomie“
J. K. Rowlings sechster Kriminalroman mit Robin Ellacott und Cormoran Strike ist durchaus als Mordwaffe geeignet.
Zumindest kann man sich die Zehen brechen, lässt man das Buch fallen – erschrocken zum Beispiel über jene Stelle, wenn der beinamputierte, übergewichtige Privatdetektiv Cormoran der wunderschönen Geschäftspartnerin Robin an deren 30. Geburtstag nahe kommt, aber rechtzeitig (?) vor dem logischen Kuss zurückprallt.
Die Zumutung wird größer und größer. Auch, weil die Zwei allmählich wissen sollten, ob sie ineinander verliebt sind.
Aber vor allem ist es eine Zumutung, weil es mit 600 Seiten „Der Ruf des Kuckucks“ anfing, das war 2013. Mit „Weißer Tod“ (2018) war J.K. Rowling, die unter dem Pseudonym Galbraith schreibt, bei 850 Seiten angelangt, „Böses Blut“ (2020) kam auf knapp 1.200 Seiten, jetzt sind es mehr als 1.300 ...
Für einen Krimi? Im „Faust“ ist Gretchen nach 100 Seiten erlöst worden.
Lustiger Wurm
Viel Platz lässt die Britin Chatprotokollen. Aber da hat die österreichische Politik ebenso Spannendes und Wesentlicheres zu bieten.
Es geht um Hass im Internet. Mit „Das tiefschwarze Herz“ ist eine Zeichentrickfilmserie gemeint, die auf einem Friedhof spielt. Das Herz steigt aus dem Grab, ein Wurm spielt mit, er soll sehr lustig sein – viel tiefer geht’s nicht, aber die Serie wurde Kult, es gibt sogar ein Computerspiel, in dem die Leute auf einem schaurig animierten Friedhof miteinander kommunizieren.
Jedenfalls wird die Erfinderin von einem, der sich „Anomie“ nennt, in den sozialen Medien verfolgt, gemobbt, verleumdet, fast in den Selbstmord getrieben ... und schließlich erstochen; auf einem Friedhof.
Cormoran und Robin sind mittlerweile Partner, fifty-fifty. Ihm schmerzt sein Beinstumpf, Robin nennt sich Jessica Robins und nimmt am Computerspiel teil, um an Informationen zu gelangen.
Aus vielen Namen lässt J.K. Rowling ein unsinniges Dickicht wachsen, durch das man stolpert (schau dir was an: Ashcroft ist pädophil und hat Kontakte zu Josh Blays Ex-Freundin Wally, zu Montgomery und de Jong).
Zehn Romane sollen es insgesamt werden. Am Ende muss man auf 2.000 Seiten gefasst sein.
Robert
Galbraith (= J.K. Rowling):
„Das tiefschwarze Herz“ Übersetzt von
Chr. Göhler, K. Kurz, W. Bergner.
Blanvalet Verlag.
1360 Seiten.
26,80 Euro
KURIER-Wertung: ***
Kommentare