Imre Kertész: Der lange Weg bis zum „Zauber des Todeslagers“

Imre Kertész: Der lange Weg bis zum „Zauber des Todeslagers“
"Heimweh nach dem Tod" ist das Tagebuch, wie der "Roman eines Schicksallosen" entstand

Die Form wahren: Der ungarische Literatur-Nobelpreisträger hat es bis zu seinem Tod gemacht. Hatte immer den Tisch gedeckt, weißes Tischtuch, Silberbesteck. Obwohl niemand mehr zu Besuch kam.

Absurd

Die Form wahren, den Stil finden, die Struktur und den richtigen Ton: Wie Imre Kertész (1929 – 2016, Foto oben) darum rang, bevor er mit dem „Roman eines Schicksallosen“ Selbsterlebtes in Auschwitz und Buchenwald zur Weltliteratur machte, steht in seinem Tagebuch. 44 handgeschriebene Blätter begleiten das Vorhaben, das ihn 1960 bis 1973 beschäftigt hat.

Kertész war immer auch Tagebuchautor. Hier überprüfte er sich, hier notierte er, was er im Roman nicht unterbrachte; und wie ihm Albert Camus mit „Der Fremde“ half, für die notwendige Irritation zu sorgen: die Leser mit dem „anziehenden und lebensgefährlichen Zauber des Todeslagers“ zu konfrontieren.

Auschwitz in „normaler Sprache“ zu beschreiben, fand er absurd.


Imre Kertész:
„Heimweh nach dem Tod“
Übersetzt von
Pál Kelemen und Ingrid Krüger.
Nachwort von
Lothar Müller.
Rowohlt.
144 Seiten.
24,95 Euro

KURIER-Wertung: ****

Kommentare