Fantasy von Tad Williams: Das Japanische kommt einem spanisch vor

Fantasy von Tad Williams: Das Japanische kommt einem spanisch vor
Der amerikanische Star des Genres war wieder auf seinem Kontinent Osten Ard: "Die Hexenholzkrone"

Die Mutter Aller lag im tiefen Keta-yi-indra, aber sie erholt sich, denn sie ist der Kei-in der heiligen Hexenholzsamen, ihre Augen sind dunkel wie die Leere zwischen den Sternen .... und wenn man in diese Welt nicht zur Gänze eintaucht, sondern nur ein bisschen mitschwimmt, wird man keine Freude haben, sondern sich nur wundern.

Das ist Fantasy in der Nachfolge Tolkiens.

Das ist der Kalifornier Tad Williams, von dem sein Landsmann George R.R. Martin sagt, er habe ihn zu „Game of Thrones“ inspiriert.

Drei Jahrzehnte war der Kontinent Osten Ard vergessen, auf dem die Menschen die finsteren Elfen, von Williams Nornen genannt, an den Rand gedrängt hatten. Der Autor hatte nach 3.600 Seiten genug.

Himmel und Hölle

Millionenfach hatte der ehemalige Schuhverkäufer, Bauarbeiter, Schuldeneintreiber, Radiomoderator ... die vier Romane verkauft. Nun gingen ihm Osten Ard-Geschichten aus. Er spielte in der Zwischenzeit zum Beispiel Himmel und Hölle: mit der Serie um Bobby Dollar, jenen Engel, der als Verteidiger der frisch Verstorbenen in den Gerichtsverhandlung versucht, ihnen den Aufenthalt im Himmel zu ermöglichen.

Wo es übrigens genauso wie „unten“ Korruption gibt.

Auf der Gegenseite sitzt als Ankläger ein Dämon, der Seelen für die Hölle holen will – wo durchaus auch altmodische Verträge per Handschlag geschlossen werden.

Tad Williams mag nicht, dass die Guten nur gut sind und die Bösen nur böse.

Auch nicht in der Osten Ard-Fortsetzung „Die Hexenholzkrone“, zu der er sich dann doch entschlossen hat. Band 1 und 2 (das sind 1.300 Seiten) liegen jetzt in den billigeren Paperback-Ausgaben vor.

Aber früher ging es. mit Verlaub, spannender zu. Obwohl der Menschenprinz kämpfen will: „Es ist eine schlechte Zeit, um jung zu sein.“ Ein Idiot. Die Nornen lassen sich sowieso nicht gefallen, dass stinkende Sterbliche (= wir) die Gegend beherrschen.

40 Seiten hat allein, hinten in den Büchern, die Auflistung von Namen und Orten. Vieles klingt Japanisch, alles kommt einem trotzdem ziemlich Spanisch vor.

Persönlicher Lieblingssatz: „Ein toter, blutloser Drache nützt uns gar nichts.“

Tad Williams:
„Die Hexenholzkrone
Band 2“
Übersetzt von
Cornelia Holfelder-von der Tann und Wolfram Ströle.
Klett-Cotta.
752 Seiten.
14,40 Euro

KURIER-Wertung: *** und ein halber Stern

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