Ein Blick in ihre Briefe: Maria Lassnigs langer Weg zum Ruhm

Ein Blick in ihre Briefe: Maria Lassnigs langer Weg zum Ruhm
Kirstin Breitenfellner schrieb eine Romanbiografie, die sich wunderbar mit Leben und Bildern der Künstlerin verbindet

Kunst oder Liebe? Kunst. Kunst ist die Liebe. Kunst ist die Zukunft.

„Maria malt“ heißt die Romanbiografie. Fast nichts über Maria Lassnigs (1919 – 2014, Foto oben) ist erfunden, Autorin Kirstin Breitenfellner durfte die Notizhefte und Briefe der Künstlerin lesen.

Breitenfellner betont lieber trotzdem, es handle sich um Fiktion, das betreffe auch Personen, die einen Namen tragen, den es in Wirklichkeit gibt oder gab. Dann schreibt sich’s leichter:

„Arnulf nimmt sich ernst. Immer. Aber er ist kein Künstler. Oder vielleicht ist er ein Künstler, aber er interessiert sich nicht für sein Werk, sondern nur für seine Wirkung.“

Arnulf Rainer, der Lassnigs Konkurrent war und von 1949 bis 1954 außerdem ihr Lebensgefährte ...

Bei der Anekdote über Kokoschka wird niemand protestieren, aber lächeln:

War ein zu Porträtierender unsicher, wie er wo sitzen soll, antwortete Kokoschka: „Das ist mir ganz wurscht. Sitzen S’, stehen S’, liegen S’. Sie können auch herumgehen. Hauptsach, riachn muass i Eahna.“

Ohne Schmäh

Maria Lassnig wusste von ihrem Wert, schon in jungen Jahren. Er wurde allerdings vom Rest der Welt spät erkannt, weil sich die männlichen Kollegen nur um sich selbst kümmerten. Sie war keine Lustige, sie konnte mit den Wiener Schmähbrüdern nicht mithalten.

Der Roman zeigt den langsamen Weg zum Ruhm. Im Vorjahr wurde im Wiener Dorotheum ein Werk der Kärntnerin um 1,38 Millionen Euro versteigert.

Am Ende des Buchs sagt sie (denn Kirstin Breitenfellner lässt sie reden): „In der Kunst geht es nicht um Kommerz, sondern um die Wahrheit. Die Wahrheit ist schön, auch wenn sie hässlich ist. Ich werfe ihnen die Wahrheit vor die Füße, den Galeristen und den Sammlern, den Schnöseln und den Mitläufern. Sie sollen ihre Geldbörsen und Schecks und Kreditkarten zücken ...“

Lyrisch ist der Ton und verbindet sich wunderbar mit Lassnigs Leben bzw. Bildern. Auch passt er, immer in Gegenwartsform, wenn Maria und Arnulf in Paris bei André Breton sind, den Wortführer des Surrealismus, den Revolutionär gegen die verlogene Bürgerlichkeit. Er gibt ihnen ein paar Worthülsen.

Während die Tochter seine bürgerlichen Unterhosen bügelt.


Kirstin
Breitenfellner:
„Maria malt“
Picus Verlag.
464 Seiten.
29 Euro

KURIER-Wertung: **** und ein halber Stern

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