Edgar Allan Poe: Jetzt wird im Keller wieder gehustet

Edgar Allan Poe: Jetzt wird im Keller wieder gehustet
Zweiter Band der "Unheimlichen Geschichten", neu übersetzt, damit der Amerikaner nicht so barock klingt.

Im Original, bevor der verhasste Fortunato in den Keller zum Fass Amontillado gelockt wird, hustet er: „Ugh! ugh! ugh!“

Auf Deutsch heißt es in den gängigen Ausgaben: „Er hustete, hustete, hustete.“ Damit ist jetzt Schluss: Andreas Nohl hat Band zwei (von fünf Bänden), die Edgar Allen Poes französischer Seelenverwandter Baudelaire 1856 bis 1965 herausgegeben hat, neu übersetzt, und jetzt erschrickt man, wenn man zu hören bekommt:

„Kach! kach! kach!“

Rache

„Neue unheimliche Geschichten“ setzen die Modernisierung fort. Nohl, der zuletzt Margaret Mitchells „Vom Wind verweht“ bearbeitet hatte, ärgerte sich, dass Poes Stil in jüngster Zeit im Deutschen historisiert, ja barockisiert wurde. Wer schreit denn noch: „Einmal werde ich gerächt sein!?“ – „Irgendwann würde die Stunde meiner Rache kommen“ klingt zeitgemäß.

Im übrigen „werde ich gleich nach dem Rasieren und einer Tasse Kaffee zu Ponnonner hinübergehen und mich für ein paar Hundert Jahre einbalsamieren lassen“ (aus „Streitgespräch mit einer Mumie“).


Edgar Allan Poe (Foto oben):
„Neue unheimliche Geschichten“
Übersetzt von Andreas Nohl.
dtv.
392 Seiten.
30,90 Euro.

KURIER-Wertung: *****

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