Die Raupe riecht nach Ameise, denn sie will adoptiert werden

Die Raupe riecht nach Ameise, denn sie will adoptiert werden
"Sonnenfalter und Mondmotten" - ein Buch mit Aquarellen und Essays der Münchnerin Anita Albus.

Genau dieses Buch könnte jetzt gebraucht werden, mit Schmetterlingen, an deren aquarellierten Flügeln Anita Albus wochenlang gearbeitet hat ... und mit Essays von ihr über Raupen, Puppen und die Auferstehung. Wunder geschehen im Wenigbeachteten.

Die Münchnerin verbringt das halbe Jahr im Burgund allein in ihrem herrschaftlichen Haus, nie allein, weil sie Vögel, Pflanzen, Insekten beobachtet und malt.

Zur Beruhigung taugen „Sonnenfalter und Mondmotten“, wenn man blättert, wenn man’s angreift und anschaut. Es ist ein so schön gestaltetes Buch. Beginnt man jedoch mit dem Lesen, wird es mitunter aufregend. Nehmen wir den Bläuling.

Neue Prinzessin

Die Raupen scheiden Duftstoffe aus, die Ameisen freundlich stimmen. Mehr noch: Die Ameisen freuen sich über eine neue eine Prinzessin und tragen die Raupe ins Nest. Dort ernährt sie sich bis zur Puppung von Ameisenkindern, die benebelten Ameisen tolerieren es.

Zweiter Teil des Thrillers: Schlupfwespen dringen in den Ameisenbau ein, verwirren die Ameisen und bohren Löcher in die jetzt wehrlosen Bläulingspuppen. Da legen sie ihre Eier hinein, und schlüpfen die Wespen, fressen sie die Puppe von innen auf. Horror!

Aber nach dem Buch ist es nicht mehr ganz ausgeschlossen, diese Freude zu verstehen, wenn sich eine Raupe des Apollofalters, die mit dem Kraut der Großen Fetthenne gefüttert wurde, verpuppt (und am ersten Tag grüngelb ist, am zweiten rotbraun, dann violett).

Bild oben: Aquarell und Deckweiß auf Pergament: Anita Albus’ Nachtfalter Chrysiridia rhipheus

Anita Albus: „Sonnenfalter und Mondmotten

S. Fischer Verlag.

240 Seiten. 49,40 Euro.

KURIER-Wertung: **** und ein halber Stern

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