Die Abenteuerreise in Handkes Innenleben geht weiter

Die Abenteuerreise in Handkes Innenleben geht weiter
"Meister der Dämmerung": Die Biografie des Nobelpreisträgers wurde nach zehn Jahren aktualisiert

Bisher stand in der Biografie aus dem Jahr 2010, die sich hervorragend als Abenteuerreise ins Innenleben eines von 1.000 Teufeln gebeutelten Menschen lesen lässt:

Oft erwähnte Peter Handke in Gesprächen, der Kampf gegen sich selbst sei sein größter Kampf.

Jetzt, nach dem Nobelpreis, sagt er es noch immer, jedoch mit dem Zusatz:

„Aber ich bin kein Titan. Die Titanen ringen mit sich selbst, ich mach eher so ein Fingerhakeln.“

Lehrling

Malte Herwig hat seine Handke-Biografie „Meister der Dämmerung“ aktualisiert und ergänzt. (Foto oben: ein lächelnder Peter Handke mit seinem Biografen)

„Klar verstehe ich Handke besser, nachdem ich ihn zehn Jahre begleitet habe. Damals war alles neu und die Eindrücke frisch. Auch ein Vorteil aber nun hatte ich Gelegenheit, mein Urteil im Licht langjähriger Erfahrung zu überprüfen.“ (zum KURIER)

Und?

„Sie hielt stand. Das Gute ist: Ich konnte die kritische Distanz bewahren – nah dran, ohne ‚Freund‘ zu sein und zu irgendwas verpflichtet.“

Es bleibt dabei: Für ihn ist Peter Handke ein Mann des Krieges und ein Schriftsteller des Friedens.

Deutlicher wird im Buch, dass Herwig ihn zwar für einen Meister der Sprache, aber für einen Lehrling in der Politik hält.

Denn Peter Handke, der 1966 mit „Hornissen“ zum Popstar der Literatur aufgestiegen war und seine Bücher gern lustig mit „Heintje“ signiert hatte, habe am Beispiel Serbiens nur zeigen wollen: Selbst bei Opfern und Tätern gebe es Schattierungen – bloß das Absolute, von den Alleswissern verkündet, habe er attackieren wollen … und sich dann selbst ins Absolute, ins Alleswissen verirrt.

Er wisse um seine Fehler, so der Biograf. Er sei sein schärfster Kritiker. Aber er möchte nicht darüber reden, er möchte gelesen werden.

Kein Ärger

In der Neuauflage von „Meister der Dämmerung“ ist auch von Handkes nächstem Projekt zu lesen: Die biblische Figur des Besessenen von Gerasa habe es ihm angetan. Jesus trieb ihm die bösen Geister aus, der Geheilte geht dahin, und Handke würde gern schreiben, was mit ihm danach passierte.

Hält man es ohne Dämonen aus? Oder braucht man sie? Braucht Handke sie?

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„Es hat keinen Sinn, wenn du dich über Journalisten ärgerst, die eine Frage zu deinem Engagement in Serbien stellen“, hat der Biograf, selbst Journalist, kurz vor Überreichung des Nobelpreises gesagt.

Sie müssen fragen, das sei ihr Beruf.

„Das Wort ärgern kann ich nicht ausstehen“, hat Peter Handke geantwortet. Ich ärgere mich nicht – ICH KRIEGE EINE WUT! DAS IST EIN UNTERSCHIED!“

 


Malte Herwig:
„Meister der Dämmerung“
Pantheon Verlag.
408 Seiten.
18,50 Euro

KURIER-Wertung: **** und ein halber Stern

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