"Crazy Rich": Lieber Darmspiegelung als Economy-Class

Kevin Kwan
Kevin Kwans Trilogie über die Welt der Superreichen in Singapur. Man bekommt Angst.

Mitglieder der Familien Shang und Young würden lieber eine Darmspiegelung über sich ergehen lassen als einen Flug in der Economy-Class.

Und die Barhocker daheim, die müssen mit der Vorhaut von einem Wal überzogen sein, damit sich der Hintern wohl fühlt.

Kevin Kwan (Foto oben) meint zwar, in Wirklichkeit gehe es bei den Superreichen in Singapur noch seltsamer zu als oben beschrieben – aber danke, es reicht völlig.

Im Kino

Denn so amüsant seine erfolgreiche "Crazy Rich ..."-Trilogie ist: Man muss ständig daran denken, dass solche Typen bald das Sagen haben werden. Wird nicht mehr lange dauern, und sie sind an der Macht.

Der erste Teil wurde verfilmt, er war im Sommer 2018 in den Kinos. Alle drei Romane lesen sich wie Drehbücher. Es sind die Dialoge, die die Handlung vorwärts treiben.

Kevin Kwan, 1973 in Singapur geboren und mit der Schauspielerin Nancy Kwan („Die Welt der Suzie Wong“ mit William Holden, 1960) verwandt, gilt als einer der wichtigsten Autoren Hollywoods.

Kern der Geschichten: Rachel, eine Amerikanerin mit chinesischen Wurzeln, heiratet einen jungen Historiker aus Singapur – und wird dann erst erfahren, dass ihr Nicky zu einem der reichsten asiatischen Clans gehört.

Fischaug

Zum Finale – "Crazy Rich Problems" – liegt Nickys Großmutter Su Yi im Sterben. Sohn, Töchter, Cousinen ... alle tanzen in Tyersall Park an, dem größten Anwesen Singapurs.

Sie folgen der Empfehlung des US-Verlegers Forbes: Wer auf altmodische Art Geld verdienen will, der sei sehr nett zu einem Verwandten – kurz bevor dieser stirbt.

Viele Mitwirkende muss man sich merken, das ist aber machbar, denn sie haben alle unverwechselbare Merkmale.

Zum Beispiel Missis Wu, die einen tropischen Fisch besitzt (Arowana), der eine halbe Million Dollar kostete und geliftet wurde, weil er ein Hängeaug hatte.

Man muss sich nicht genieren, wenn man sich gut unterhält. Nicht, wenn man einen schönen Fisch hat – und beim Lesen schon gar nicht.

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Ein Chinese macht seiner Tochter ein Geldgeschenk. Seine neue Ehefrau ist empört.

Er beruhigt: "Reg’ dich nicht auf, es sind doch nur fünf Milliarden Dollar."

 

Kevin Kwan:
"Crazy Rich Problems"
Übersetzt von Lisa Kögeböhn.
Verlag Kein + Aber.
576 Seiten.
22,70 Euro.

KURIER-Wertung: ****

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