Buchkritik: Verena Stauffer und ihre "Geschlossene Gesellschaft"

Buchkritik: Verena Stauffer und ihre "Geschlossene Gesellschaft"
Im Surrealen sieht man die Pandemie besser: Keine Matratze? Dann helfen Kaffee und Hühnerkrallen

Die bestellte Matratze kommt nicht, Lieferschwierigkeiten wegen Corona. Man würde so gern in der neuen Wohnung schlafen.

Jene Verena Stauffer, die in „Geschlossene Gesellschaft“ als Ich-Erzählerin auftritt, kauft deshalb Unmengen von Kaffeebohnen. Denn sie will – die Jutesäcke. Und die füllt sie – mit Schlachtabfällen aus einem Mistcontainer. Schweinefüße, Hühnerkrallen. Die Säcke überzieht sie mit Leintüchern. Ihr Lager stinkt. Blut rinnt aus. Gute Nacht.

Surreal

Die niederösterreichische Schriftstellerin (aus Kirchdorf an der Krems) hat ein realistisches Gerüst gebaut. Auf dem steht sie ab November 2020 und stellt fest, dass die Pandemie Fehler in der Gesellschaft offenbart. Dabei wechselt sie ins Surreale.

Stauffers oft lyrischer Ton sorgt dafür, dass man nun den Schnee hören kann und die Engel über dem Wienfluss sieht. Trotz (wegen) der Fantasien wird unsere Zeit eingefangen, und man fürchtet, dass nachher keine neue Welt entsteht, sondern die alte zurückkehrt.

 

Verena
Stauffer:

„Geschlossene Gesellschaft“
Frankfurter
Verlagsanstalt.
160 Seiten.
20,95 Euro

KURIER-Wertung: ****

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