Buchkritik: Sophie Reyer und "Das stumme Tal"

Buchkritik: Sophie Reyer und "Das stumme Tal"
Ein altes Tiroler Verbrechen bekommt ein neues Ende mit einem anderen Täter (und dem Erlkönig).

„Worauf warten wir?“, fragt die Vierjährige. „Auf den Leichenwagen, mein Kind.“ – „Und warum?“ – „Da sind die toten Leiber deiner Liebsten drin.“ – „Oh“

Mutter tot, zwei Schwestern tot. Erschlagen und erstochen, danach mit dem ganzen Haus verbrannt. Da ist etwas Wahres dran, 1889 im Zillertal geschah das Verbrechen. Zwei Vagabunden wurden verurteilt.

Erlkönig

Sophie Reyer (Foto oben) verändert die Geschichte. Schreibt das Ende neu. Die kleine Madeleine, die damals durch ein Fenster entkommen war, belastete die Angeklagten. Jahrzehnte später wird sie daran erinnert, dass ihre Zeugenaussage gelogen war. Der wahre Mörder hielt ihr die Hand, er war so nett zu ihr. Darum geht es im Leben: dass einen hin und wieder jemand wiegt. Oder? (Fragt Reyer.)

Finster wird das. Dafür sorgt auch der Erlkönig, der „Das stumme Tal“ mit Angst erfüllt. Der Roman ist bestimmt nicht in allen Details ausgefeilt. Aber er wirkt, der Schock sitzt tief.

 

Sophie Reyer:
„Das
stumme Tal“
Emons  Verlag.
208 Seiten.
12,40 Euro

KURIER-Wertung: ****

www.sophiereyer.com

Kommentare