Buchkritik: Roberto Andò über "Ciros Versteck"

Buchkritik: Roberto Andò über "Ciros Versteck"
Poetischer als Saviano: Mit zehn Jahren ist man ein Opfer, auch wenn man ein Räuber ist

Wenn jemand immer ein Gedicht rezitiert, während er sich rasiert, ritualmäßig macht er das, heute ist „Ithaka“ von Kavafis an der Reihe, Brichst du auf gen Ithaka, so wünsch dir eine lange Fahrt – und wenn es dieser einsame, musische Mensch, Klavierlehrer ist er, in Neapel mit der Camorra zu tun bekommt ... dann ist das „Ciros Versteck“.

Babybande

Nachbarssohn Ciro fleht um Schutz. Er wird aufgenommen. Ciro, Mitglied einer „Babybande“, hat einer Frau die Tasche entrissen – sie stürzte und stirbt. Es handelt sich um die Mutter eines Mafiabosses. Ciros Freund, der dabei war, ist deshalb schon beseitigt worden.

Ein Zehnjähriger ist, egal was er getan hat, ein Opfer. Roberto Andò – einst Regieassistent von Fellini, Foto oben – verharmlost Verbrechen nicht. Aber fragt, wieso Italien jungen Kriminellen keine Perspektiven gibt. Er ist poetischer als Roberto Saviano („Gomorrha“) und will Antwort von uns: Ist man für Hass oder Liebe geboren?


Roberto Andò: „Ciros Versteck“
Folio Verlag.
Übersetzt von
Verena Koskull.
200 Seiten.
22 Euro

KURIER-Wertung: ****

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