Buchkritik: Petros Markaris und "Zeiten der Heuchelei"

Buchkritik: Petros Markaris und "Zeiten der Heuchelei"
Der Athener Kommissar Kostas Charitos hat Hunger, und das „Heer der Nationalen Idioten“ hat Bomben

Zuerst wird er Großvater, das muss gefeiert werden. Am nächsten Tag würde er gern Souflaki essen, aber er bekommt Makkaroni. Später isst er Fleischlaberln vom Grill und greift zu seiner Lieblingslektüre, dem Wörterbuch ... und weil „Zeiten der Heuchelei“ ein Kriminalroman ist, der zwölfte mit dem Athener Kommissar Kostas Charitos, fliegt ein Hotelier in die Luft.

Keine Schlupflöcher

Bei Petros Markaris, 83 ist er (Foto oben), geht’s immer langsam zu. Aber das ist in Ordnung, sein Kostas Charitos darf jetzt gleich ein Croissant verdrücken. Denn es wird tragisch und spannend, eine Gruppe, die sich „Heer der Nationalen Idioten“ nennt, hat noch mehrere Bomben. Mit dem Namen ist die Mittelschicht gemeint – die griechischen Verlierer, die keine steuerlichen Schlupflöcher kennen, die mit 300 Euro im Monat auskommen müssen, die arbeitslos sind.

Man hat dann gar keinen Appetit mehr, wenn auf Seite 260 steht: „Dann folgt das Ofenlamm mit Kartoffeln.“


Petros Markaris:
„Zeiten der Heuchelei“
Übersetzt von Michaela Prinzinger.
Diogenes Verlag.
384 Seiten.
24,70 Euro

KURIER-Wertung: *** und ein halber Stern

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