Buchkritik: Lydia Steinbacher und "Wolgaland"

Buchkritik: Lydia Steinbacher und "Wolgaland"
Auch wenn man eigentlich nichts über Wolgadeutsche lesen wollte ...

Im Dorfwirtshaus sitzt steinern ein alter Mann am Klavier. Er spielt ein Lied vor, das die Männer hinter ihm singen sollen. Er leitet den Dorfchor. Alexandr heißt er. Er ist nicht von hier. Er spricht mit russischem Akzent und ist aus „Wolgaland“.

Nach Sibirien

Eigentlich wollte man nichts über die Wolgadeutschen lesen. Um 1760 von der Zarin ins Land geholt, hatte Stalin sie als angebliche Kollaborateure nach Sibirien verschleppt. Aber die Niederösterreicherin Lydia Steinbacher schafft es scheinbar mühelos, Interesse zu wecken. In einer Atmosphäre, in der man hört und sieht und spürt:

Das betrifft nicht nur Aleksandr, den es zurück nach Russland zieht, zum längst toten Vater. Auch andere im Dorf haben Sehnsüchte. Die Tierärztin, der ihr Sohn abhanden kommt. Der künstlerische Werkzeugmacher, den ein schöner Mann wahnsinnig macht ... I wü, aber i trau mi net (sang die Worried Men Skiffle Group). Lydia Steinbacher überzeugt auch mit Psychologie.

Lydia
Steinbacher:

„Wolgaland“
Septime Verlag.
240 Seiten.
24,95 Euro

KURIER-Wertung: ****

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