Buchkritik: Lydia David und "Es ist, wie's ist"

Buchkritik: Lydia David und "Es ist, wie's ist"
Kurz- und Kürzestgeschichten: Bekanntschaft mit dem stillen Giganten und einer Oboe

Es war nicht damit zu rechnen, dass eine Frau mit einer Oboe masturbiert. In einer Kürzestgeschichte von Lydia Davis macht sie es. Jede Kurz- und Kürzestgeschichte muss zuschlagen. Oder treten. Oboe hin oder her – „Es ist, wie’s ist“ ist eine gute Gelegenheit, Lydia Davis (Foto oben) endlich kennenzulernen: „stiller Gigant in der amerikanischen Literatur“ (Los Angeles Times). Alle ihre „Collected Stories“ liegen ab jetzt im Grazer Droschl Verlag in der Übersetzung vor.

Unfertig

Es sind Details im Leben, mit staubtrockenem Humor aufgespürt. Hier spielt eine kleine Gräte mit, dort sind Küchenschaben. Mit deren Hilfe wird gezeigt, wie seltsam der Mensch ist. Aber: Es ist halt so, er könnte ja noch seltsamer sein. Und scheint ein Text der Amerikanerin unfertig, wird er in den Köpfen der Leser zum Ende kommen.

Persönlicher, schwindelig machender Lieblingssatz:

„Die Tatsache, dass sie ein alter Mann war, machte es ihr schwer, eine junge Frau zu sein.“

 

Lydia Davis:
„Es ist,
wie’s ist“
Übersetzt von Klaus Hoffer.
Droschl Verlag.
176 Seiten.
22 Euro

KURIER-Wertung: ****

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