
© David Biene
Buchkritik: Linus Reichlin und „Señor Herreras blühende Intuition“
Witz mit Stil im andalusischen Kloster, das es gar nicht gibt
Das tut gut. Man lächelt beim Lesen, das Niveau stimmt – obwohl man auch bereitwillig lacht, falls jemand auf einem Apfelbutzen ausrutscht. Aber Linus Reichlin (Foto oben) hat Witz mit Stil. Und diese Geschichte hat er:
Schlechter Koch
Ein deutscher Schriftsteller macht drei Wochen Urlaub in einem andalusischen Kloster. Weil sein Ruhepuls zu hoch ist; und zweitens schreibt er an einem Roman, in dem sich eine Frau, die von der Mafia gejagt wird, in einem Kloster versteckt.
Tatsächlich (tatsächlich?) befindet sich unter den vier Trappistinnen eine junge Nonne mit unerlaubt langem Haar, die nicht beten geht. Der deutsche Gast und der Klosterkoch schaukeln ihre Fantasien derart hoch, dass sie in Panik geraten und Angst vor der Mafia bekommen. Der Koch war übrigens Matador. Er kocht entsetzlich.
Nach schönen Stunden erfährt man, dass es das Kloster gar nicht gibt, und man wird deshalb zum Abschied noch ein Mal lächeln, glücklich über Literatur.
Linus
Reichlin: „Señor
Herreras blühende Intuition“
Galiani Verlag. 272 Seiten.
20,90 Euro
KURIER-Wertung: **** und ein halber Stern