Buchkritik: Georg Orwell und sein Essay "Über Nationalismus"

Buchkritik: Georg Orwell und sein Essay "Über Nationalismus"
Der Brexit inkl. dass man sich nicht um die Fakten scherte, das hätte ihn auf die Palme gebracht.

George Orwell (Foto oben) kannte die Macht – als britischer Kolonialpolizist in Birma sowieso, aber auch von der anderen Seite als Tellerwäscher, und als Schriftsteller lieferte er Weltliteratur über totalitäre Regime („Farm der Tiere“, „1984“).

Sein Essay „Über Nationalismus“, jetzt erstmals übersetzt, ist aus dem Jahr 1945. Wie schaffte es George Orwell schon damals, den Brexit zu kritisieren?

Besessen

Er unterschied genau zwischen Patriotismus (man will seine Verbundenheit zu einem Ort / zu einer Lebensweise niemandem aufzwingen) und Nationalismus (besessener Glaube mit Machtanspruch. Nationalismus ist nicht auf Staaten beschränkt, auch auf Religionen kann er zutreffen, auch auf Gruppen ... etwa auf die Einpeitscher des Brexit (wie der Soziologe Armin Nassehi im Nachwort ausführt): Orwell hätte eine Elite, die sich um Fakten nicht geschert hat, verachtet. Sein Gedankengebäude kann also durchaus sogar als aktuell gelten.


George Orwell: „Über Nationalismus
Übersetzt von
Andreas
Wirthensohn. Nachwort von
Armin Nassehi.
dtv.
64 Seiten.
8,30 Euro.

KURIER-Wertung: ****

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