Buchkritik: Georg Klein und "Bruder aller Bilder"
Georg Klein war schon auf dem Mars, wo eine Kolonie den Kontakt zur Erde verloren hat, was aber nicht unbedingt ein Fehler ist (im Roman „Die Zukunft des Mars“).
Aber es reicht ihm Augsburg, um abzuheben. Dort wurde er 1953 geboren. Dort ist das alte Rosenau-Stadion, das heute angeblich nur deshalb noch steht, weil der Abriss so teuer ist.
Und dort sind – und jetzt sind wir mitten im neuen Roman – viele Tauben, sodass die Zuschauer in ständiger Gefahr schweben, angesch ... pritzt zu werden. Nicht einmal das Abspielen von Raubvogelstimmen vertreibt die Stadttauben. Damals (bis 2009) spielte in dem Stadion noch der Bundesligaklub FC Augsburg.
Und was machen wir da? Wen bittet Autor Georg Klein um Hilfe, damit „Bruder aller Bilder“ in die Gänge kommt?
Der Augsburger Sportreporter Addi Schmuck wird informiert. Er hat in der Allgemeinen zwei Kolumnen, in der einen Kolumne beschreibt er die schönsten Torschüsse.
Morgendumm
Klar, dass man bei derart heißen Themen von allen gelesen wird und diese Werke von den Augsburgern nahezu auswendig gelernt werden. Addi Schmuck ist ein berühmter Journalist.
Und Georg Klein ein eleganter Witzbold. Der Spaß ist ansteckend, sprachmächtig bringt uns der Bachmann-Preisträger des Jahres 2000 mit Menschen zusammen, die „morgendumm“ sind und im Wirtshaus ihre „lautstarke Kerligkeit“ vorführen.
Leider gibt es auch viel Niedliches wie Blüschen und Ührchen – wahrscheinlich reden die Augsburger so.
Aber Georg Klein ist nur lustig, wenn er zugleich listig sein kann. Selbst bei diesem Unsinn bleibt er Verbindungsmann zwischen Vergangenheit und Zukunft, zwischen Diesseits und Jenseits.
Das Taubenproblem ist nicht abendfüllend. Da braucht es schon eine junge Zeitungskollegin, deren verstorbene Mutter mehr redet als sie selbst. Da geht die Reise zu einem sogenannten „Auskenner“, der seine Armeestiefel mit Draht bindet und Häuschen für Eulen baut.
„Bruder aller Bilder“ ist vor allem ein Geheimnis – so wie es Georg Klein gern hat. Denn ist man fertig mit dem Lesen, müsste man gleich noch einmal beginnen ... Das Geheimnis bleibt allerdings trotzdem.
Georg Klein:
„Bruder
aller Bilder“
Rowohlt Verlag.
272 Seiten.
22,95 Euro
KURIER-Wertung: **** und ein halber Stern
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